Ultraschall Med 2005; 26 - OP083
DOI: 10.1055/s-2005-917364

SONOGRAPHISCHE KRITERIEN DER IMPLANTAT-KAPSEL-INTERAKTION („INTERFACE“), DER IMPLANTATROTATION SOWIE DES WRINKLINGPHÄNOMENS BEI SILIKONKOHESIVGELIMPLANTATEN DER BRUST

M Hahn 1, R Kuner 1, K Freidel 1, G Hoffmann 1
  • 1Frauenklinik, St. Josefs-Hospital, Wiesbaden, Germany

Problemstellung: Zur Untersuchung der korrekten Lage von anatomisch geformten Brustimplantaten, Überprüfung des Wrinkling (=Wellenbildung der Silikonmatrix) sowie zur Erkennung einer Interface (=Kapselgewebe zwischen Implantatoberfläche und periprothetischem Gewebe), ist die klinische Untersuchung nur bedingt aussagefähig. Der Ultraschall (US) kann hier weitere Informationen liefern.

Methoden: 228 Brustimplantate (Biocell-Oberfläche, Style 410, McGhan,) wurden klinisch und sonographisch (HDI 5000, SonoCT, 12MHz) nachbeobachtet. Die mittlere Implantatliegezeit betrug 26 Monate. Folgende Parameter wurden untersucht: Kapselfibrose (Bakerklassifikation), sonographische Kapseldicke, Implantatwrinkling (klinisch und sonographisch), parasternale Interface im US, Interface bei Palpation (palp), Implantatlage, Implantatdestruktion, BI-RADS Klassifikation.

Zur Evaluation der Interface entwickelten wir folgende Methode: das Implantat wird von lateral nach medial verschoben. Dabei wird der Ultraschallkopf in parasternaler Lage fixiert. Bei adhäsiver, stabiler Interface lässt sich das Brustkissen nicht gegen das umliegende Gewebe verschieben. Gleitet das Implantat in eine „parasternale Tasche“, so spricht dies gegen die Ausbildung einer Interface.

Zur Evaluation der Implantatlage entwickelten wir folgende Methode: Style 410 Implantate haben an Ihrer ventralen Oberfläche 2 prominente Markierungspunkte, die dem Operateur zur intraoperativen Lagepositionierung dienen. Diese 2 vertikal angeordneten Markierungspunkte konnten wir sonographisch zur Lageüberprüfung nutzen.

Ergebnisse: Detektion einer stabilen Interface mittels US: n=171 (75,00%), palp: n=149 (65,35%), keine Interface n=53 (p<0,001 Chi-Quadrat).

Detektion des Wrinklings mittels US: n=204 (89,47%), palp: n=89 (39,04%), kein Wrinkling: n=22. (p<0,001 Chi-Quadrat)

Kapselfibrose Baker 3+4 bei Interface: n=19 (11,11%), ohne stabile Interface: n=4 (7,01%), (p=0,37 Chi-Quadrat).

Ein Zusammenhang zwischen sonographischer Kapseldicke und palpatorischer Kapselfibrose konnte nicht gesehen werden. In 2 Fällen kam es zur Implantatrotation. Diese konnten mit US und Palpation nachgewiesen werden. In 1 Fall konnten wir ein DCIS (US BIRADS: IV) stanzbioptisch sichern.

Schlussfolgerungen: Die Biocell Oberfläche wurde entwickelt um eine Adhäsion der Implantate mit dem periprothetischem Gewebe zu unterstützen. Die Ausbildung einer Interface konnte in 75% mit dem US und in 65% durch die Palpation nachgewiesen werden. Der US stellt hierfür eine signifikant bessere diagnostische Methode als die Palpation dar. Das Gleiche konnten wir für die Erkennung des Wrinklingphänomens zeigen. Die Ausbildung einer Interface korrelierte nicht mit der Ausbildung einer Kapselfibrose Baker 3+4. Ebenso sahen wir keinen Zusammenhang zwischen der sonographischen Kapseldicke und einer Kapselfibrose Baker 3+4.

Zur Überprüfung einer Implantatrotation, gerade vor der Planung einer Korrekturoperation, ist der US gut geeignet.