Problemstellung: In einer vorangegangenen Arbeit konnten wir zeigen, dass die Doppler-Indizes des
Ductus Venosus bei Feten mit isolierten Herzfehlern lediglich in einer kleinen Gruppe
mit Rechtsherzvitien signifikant erhöht waren. Diese Beobachtung sollte nun an einem
großen Kollektiv überprüft werden.
Methoden: Retrospektive Auswertung aller Fälle mit isolierten Rechtsherzvitien (n=85) an zwei
Zentren für Pränatale Medizin (Bonn und Lübeck). Das Studienkollektiv wurde in zwei
Gruppen aufgeteilt.
Gruppe 1; Rechtsherzvitien ohne druckausgleichenden Ventrikelseptumdefekt: Ebstein-Anomalie
(n=13), Trikuspidalatresie (n=14), Pulmonalstenose (n=13) und -atresie (n=7) mit intaktem
interventrikulärem Septum.
Gruppe 2; Rechtsherzvitien mit druckausgleichenden Ventrikelseptumdefekt: Double Outlet
Right Ventricle (n=12), Fallot'sche Tetralogie (n=20), Pulmonalatresie mit Ventrikelseptumdefekt
(n=6).
Als Kontrollkollektiv dienten 585 Feten mit normaler Anatomie und unauffälligem Outcome.
Die Dopplerindizes (DV-PVIV) wurden auf der Basis bereits publizierter Normwerte in
Delta-Werte umgerechnet, um Unabhängigkeit vom Gestationsalter zu gewährleisten. Ein
Delta-Wert von 0 entspricht dem Median der Normwerte und ein Delta-Wert von±1 and±2
der einfachen bzw. zweifachen Standardabweichung.
Ergebnisse: Die Delta-Werte der Feten in Gruppe 1 (2,75±3,83) waren signifikant höher als die
der Feten in Gruppe 2 (0,32±1,30) und im Kontrollkollektiv (-0,64±0,90) (p<0,001).
Auch die Rate der pathologischen Pulsatilitätsindizes (DV-PVIV >2 SD der Normwerte)
war in Gruppe 1 signifikant höher (49%) als in Gruppe 2 (11%) und im Kontrollkollektiv
(0%)(p<0,001). In Gruppe 1 hatten 17 Feten einen reversen Fluss während der Vorhofkontraktion
während nur eine Fet in Gruppe 2 eine negative a-Welle hatte (p<0,001). Feten mit
druckangleichendem Ventrikelseptumdefekt (Gruppe 2) unterschieden sich nicht signifikant
vom Kontrollkollektiv. Es bestand keine signifikante Korrelation zwischen erhöhten
Pulsatilitäts-Indizes und kardialen Insuffizienzzeichen oder ungünstigem Outcome.
Schlussfolgerungen: Feten mit Ebstein-Anomalie, Trikuspidalatresie und Obstruktionen des rechten Ausflusstraktes
ohne druckangleichenden Ventrikelseptumdefekt können erhöhte Doppler-Indizes des Ductus
venosus aufweisen, die nicht obligate Zeichen einer Hypoxämie oder kardialen Insuffizienz
sind, sondern durch die besondere intrauterine Hämodynamik des Herzfehlers mit konsekutiver
rechtsatrialer und venöser Druckerhöhung bedingt sind. Die relative Enge des Foramen
ovale zusammen mit einer Abflussbehinderung aus dem rechten Ventrikel oder einer linksventrikulären
Funktionsbehinderung (Ebstein-Anomalie) sind die Ursachen dieser Veränderungen.