Aktuelle Ernährungsmedizin 2006; 31: 96-102
DOI: 10.1055/s-2005-915364
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Kohlenhydrate und kognitive Leistungsfähigkeit

Carbohydrates and Cognitive PerformanceJ.  Westenhöfer1
  • 1Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Fakultät Life Sciences, Forschungsschwerpunkt Public Health Hamburg
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Publication Date:
14 February 2006 (online)

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Zusammenfassung

Kognitive Leistungsfähigkeit umfasst eine Reihe von verschiedenen, aber häufig miteinander zusammenhängenden Prozessen. Hierzu gehören zum Beispiel Wahrnehmung, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Aktivierung, Informationsverarbeitung und Bewegungssteuerung, aber auch hoch komplexe Fähigkeiten und Prozesse wie Problemlösung und Intelligenz. Der Einfluss von Nahrungsfaktoren auf die kognitive Leistungsfähigkeit muss dahingehend differenziert werden, ob die Auswirkung des Nahrungsfaktors als akute, kurzfristige Folge (normalerweise im Minuten- bis Stundenbereich) einer Nahrungsaufnahme erfasst wird oder als langfristige Folge einer chronischen Nahrungszufuhr bzw. Ernährungssituation (über Monate oder gar Jahre). Es gibt inzwischen eine Vielzahl von Studien, die die Auswirkungen unterschiedlicher Nährstoffzufuhren, namentlich unterschiedlicher Makronährstoffrelationen auf verschiedene Aspekte der kognitiven Leistungsfähigkeit untersuchen. Eine zusammenfassende Bewertung der experimentellen Studien ergibt, dass akute, kurzfristige Interventionen mit einer hohen Zufuhr an Kohlenhydraten und einer geringen Zufuhr an Protein in der Regel beruhigend und angstreduzierend wirken. Eine hohe Zufuhr an Proteinen bei gleichzeitig geringer Zufuhr an Kohlenhydraten wirkt in der Regel aktivierend und hat eine Verbesserung von Reaktionszeiten zur Folge. Interventionen, die einen Anstieg der Blutglukose bewirken, führen zu einer Verbesserung von Gedächtnisleistung und Reaktionszeiten, während ein Absinken des Blutglukosespiegels mit einer Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit einhergeht. Die wenigen verfügbaren Studien deuten an, dass eine schlechte Glukoseregulationsfähigkeit mit verschlechterter kognitiver Leistungsfähigkeit einhergeht. Langzeitstudien und Studien von komplexeren kognitiven Funktionen sind derzeit noch viel zu selten oder fehlen gänzlich.

Abstract

Cognitive performance comprises a number of different, but related processes. These include perception, memory, attention and arousal, information processing and motor control, but also highly complex functions and processes as for example problem solving and intelligence. Dietary influence on cognitive performance depends on the time frame of dietary exposure. Single dietary exposures will usually have short-term effects within minutes as contrasted by long-term or chronic dietary intakes. There are a number of studies addressing the effects nutrient intakes, in particular of different nutrient compositions, on cognitive performance. In summary, experimental studies show that acute, short-term intake of carbohydrates and simultaneously low intakes of protein are relaxing and anxiety reducing. High intakes of protein and simultaneously low intakes of carbohydrates result in increased arousal and better reaction times. Interventions which result in an increase of blood glucose yield improvements of memory and reaction times, whereas a decline of blood glucose impairs these functions. A small number of studies suggest that poor gluco-regulatory function is associated with impaired cognitive performance. However, long-term studies and studies of more complex cognitive functions are rare or missing altogether.

Literatur

Prof. Dr. Joachim Westenhöfer

Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg · Fakultät Life Sciences · Forschungsschwerpunkt Public Health

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