Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - P41
DOI: 10.1055/s-2005-871492

Ganciclovirtherapie einer spätmanifestierten Hörstörung bei konnataler CMV Infektion

A Hilgendorff 1, G Enders 2, H Kreckel 3, J Kreuder 1, I Reiss 1
  • 1Allgemeinpädiatrie und Neonatologie, Gießen
  • 2Labor Enders & Partner, Stuttgart
  • 3Apotheke des Universitätsklinikums, Gießen, D

Hintergrund: Die Zytomegalievirusinfekton ist die häufigste Ursache kongenitaler und perinataler viraler Infektionen und eine Hauptursache der Hörstörungen im Kindesalter. Neben den schweren klinischen Infektionen (ca. 5%) kommt es in 90% der Fälle zu einer subklinischen aber chronischen Infektion. Zur Behandlung der konnatalen CMV-Erkrankung gibt es bisher nur wenige Studien, für die Therapie der späten Manifestationen fehlen sie ganz.

Anamnese: Bei dem vorgestellten Fall handelt es sich um ein wachstumsretardiertes Frühgeborenes der 33 Schwangerschaftswoche, das klinisch direkt postnatal durch im Verlauf zunehmende Petechien im Kopf- und Stammbereich auffiel. Der weitere Untersuchungsbefund erbrachte keine Pathologie. In der Labordiagnsotik zeigte sich eine CMV-Virusausschiedung im Urin, keine Zytopenie. Bei unauffälligem Liquorbefund, Sonographie des Schädels, Hörtestung und augenärztlicher Untersuchung konnte das Kind zunächst unter der Massgabe von 3-monatlichen Kontrollen der Hörprüfung und augenärztlicher Untersuchungen entlassen werden.

Im rechnerischen Alter von 4 Monaten wurde der Patient dann mit einem auffälligen pädaudiologischen Befund wiedervorgestellt (BERA –30dB bds).

Verlauf: Es erfolgte auch auf Wunsch der Eltern eine Therapie mit Valganciclovir in einer Dosis von 2×17/mgkgKG per oral über einen Zeitraum von drei Monaten. Im Verlauf wurden wöchentliche, dann zweiwöchentliche Kontrollen der Routinelaborparameter, der Viruslast im EDTA Blut, Urin und Stuhl sowie ein Monitoring der Ganciclovir Spitzenspiegel (Labor Professor Enders) durchgeführt. Hierunter konnten Ganciclovirspitzenspiegel bis maximal 5,76mg/l (Referenz 4,5–9mg/l) erreicht werden, die im Verlauf auf minimal 2,5mg/l bei Gewichtszunahme abfielen. Es erfolgte jedoch keine Anpassung der Dosis bei absoluter Neutropenie <500 Granulozyten/l. Es wurden klinisch und laborchemisch keine weiteren Nebenwirkungen der Therapie beobachtet. Unter der Valganciclovirtherapie kam es zu einem raschen Abfall der Viruslast (Tabelle 1).

Klinisch und neurologisch hat sich der Patient ausgezeichnet entwickelt, insbesondere auch im Hinblick auf eine normale Sprach-/Lautentwicklung. Eine Kontrolle der Viruslast 4 Wochen nach Therapieende zeigte keinen erneuten Anstieg der Viruslast, eine BERA-Kontrolle steht aus.

Zusammenfassung: Eine Behandlung mit Valganciclovir könnte in der Therapie der späteren Manifestationen einer konnatalen CMV im Säuglingsalter eine sichere Therapiealternative darstellen, durch die ein Progress der Hörstörung verhindert werden könnte.

Tabelle 1.

Untersuchungsdatum

3. LT (Guthriek.)

22.06.2004 vor Therapie

13.08.2004 1. Tag Therapie

19.08.2004

26.08.2004

15.09.2004

21.10.2004

01.12.2004

Spitzen- Spiegel

3,24

4,01

5,76

2,66

2,37

2,75

mAKpp65

neg

neg

neg

neg

neg

EDTA LCPCR

nPCR pos

neg

neg

neg

neg

neg

neg

IgG

10586

IgG Avidität

45

IgM

pos

IgM Index

2

Stuhl CMV LCPCR

pos

neg

neg

neg

neg

Urin CMV LCPCR

400–2000

2000–10000

80–400

400–2000

neg

neg

neg

(1000 cop/ml)

Urin CMV early Ag

500

500

182

27

3

3

0

(inf. Zellen / 200µl Urin)