Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - P35
DOI: 10.1055/s-2005-871486

Magenausgangsstenose durch emphysematöse Gastritis bei einem 3jährigen Mädchen

N Pargac 1, MW Laaß 1, B Biereder 2, D Müller 1, J Dinger 1, J Henker 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Kinder- u. Jugendmedizin
  • 2Städtisches Krankenhaus Dresden-Neustadt, Dresden, D

Einleitung: Die emphysematöse Gastritis ist eine seltene Form der phlegmonösen Gastritis. Sie wird durch eine Invasion gasbildender Bakterien in die Magenwand verursacht und ist durch Luftansammlung in der Magenwand gekennzeichnet. Die Mortalität wird in der Literatur mit 55–80% angegeben.

Fallbericht: Wir berichten über ein 3jähriges Mädchen, das mit seit zwei Tagen bestehendem, schließlich auch blutigem Erbrechen jeder Nahrung und ausgeprägter Dehydratation in unsere Klinik aufgenommen wurde. Klinisch imponierte vor allem ein ballonartig geblähtes Abdomen mit fehlender Peristaltik. In der ersten Röntgen-Leeraufnahme des Abdomens sah man einen nahezu den gesamten Bauchraum ausfüllenden, luftgeblähten Magen mit intramuralen Lufteinschlüssen, während sich der Darm fast luftleer darstellte. Die anschließende Gastroskopie zeigte eine hochgradig ulzerös und hämorrhagisch veränderte Schleimhaut des gesamten Magens (Pangastritis); große Anteile waren nekrotisch sowie mit zahlreichen Luftblasen durchsetzt („Kopfsteinmuster“). Der Magenausgang war weder sicher zu identifizieren noch zu passieren. Daneben bestand eine ausgeprägte Soorösophagitis. Sonographisch ließen sich Magenwandverdickungen bis 15mm nachweisen. In Biopsien aus dem Magen ließen sich kleeblattförmig angeordnete basophile Erreger sowie Candida albicans und Candida glabrata nachweisen. Eine Spezifizierung der Bakterien gelang leider nicht.

Verlauf: Unter frühzeitiger antibiotischer (Imipenem), antimykotischer und magensäureblockender Therapie kam es zu einer langsamen narbigen Abheilung der Schleimhautläsionen im Magen. Zwei Tage nach der ersten Gastroskopie fand sich breitflächig ablösende nekrotische Magenschleimhaut. Nach einer Woche gelang endoskopisch die Darstellung und Passage des Pylorus bis zur Flexura duodenojejunalis. Das Duodenum war makroskopisch und mikroskopisch unauffällig. Daraufhin konnte die parenterale Ernährung langsam beendet und mit dem Kostaufbau begonnen werden. Bei einer Verlaufskontrolle drei Wochen nach Aufnahme der Patientin sahen wir eine sich unter Bildung von Granulationsgewebe regenerierende Magenschleimhaut.

Diskussion: Luftansammlung in der Magenwand ist ein seltenes Symptom. Differentialdiagnostisch ist die emyphysematöse Gastritis von einem Emphysem der Magenwand zu unterscheiden. Als Ursache der emphysematösen Gastritis bei unserer Patientin kommen differentialdiagnostisch eine primäre bakterielle Entzündung, eine Candida-Infektion oder eine Verätzung mit sekundärer Infektion infrage. Außergewöhnlich in unserem Fall ist die vorrübergehende Magenausgangsstenose. Der bei einer emphysematösen Gastritis diesen Ausmaßes meist fatale Ausgang konnte wahrscheinlich durch die frühzeitige Behandlung mit Imipenem (Wirksamkeit auch gegenüber Anaerobiern) verhindert werden.