Wir berichten über ein 14jähriges Mädchens mit akut einsetzender Querschnittslähmung.
Die durchgeführte Bildgebung, Differentialdiagnose, aktuelle therapeutische und prognostische
Gesichtspunkte werden demonstriert bzw. diskutiert.
Anamnese: Die Patientin erkrankt aus völliger Gesundheit. In der Vorgeschichte finden sich
keine Anhaltspunkte für einen Infekt, ein Trauma oder eine kürzlich durchgeführte
Impfung. Am Krankheitstag kommt es aus dem Schlaf heraus zu Rückenschmerzen und Parästhesien
in den Beinen. Wenige Stunden später hat sich eine schlaffe Lähmung der unteren Extremität
sowie eine Blasentleerungsstörung entwickelt. Der übrige körperliche und neurologische
Untersuchungsstatus ist bis auf eine Adipositas unauffällig.
Diagnostik: Zum Ausschluss raumfordernder Prozesse erfolgte ein MRT unmittelbar nach stationärer
Aufnahme. Trotz der bereits voll ausgeprägten klinischen Symptomatik zeigte sich kein
pathologischen Befund an Cerebrum oder Rückenmark. Die daraufhin durchgeführte Lumbalpunktion
war unauffällig hinsichtlich Zellzahl, Eiweißgehalt und Glucose. Es ließen sich oligoklonale
Banden nachweisen, interpretiert als unspezifische Veränderungen.
Die neurophysiologischen Untersuchungen (Tibialis SSEP) wiesen beidseits Zeichen einer
höhergradigen Leitungsstörung auf. Da auch der klinische Befund persistierte, erfolgte
24 Stunden nach 1. Bildgebung eine Kontrolluntersuchung. Sie zeigte in der T2- Gewichtung
eine Signalanhebung dorsal, von BWK 9 abwärts, im Sinne eines entzündlichen Prozesses.
Diese Veränderungen waren auch nach zwei Wochen später unverändert nachweisbar.
Die zusätzlich durchgeführte Thrombophiliediagnostik, sowie infektiologische Diagnostik
(Borrelien, Mykoplasmen, EBV, Herpes Serologie/PCR) in Serum und Liquor war unauffällig.
Therapie und Verlauf: Die im Laufe des ersten Tages entstandene Symptomatik resultierte in einer schlaffen
Lähmung ab L1, aufgelöstem Berührungs- und Schmerzempfinden ab Th12 rechts und L3
links, wobei es eine Übergangszone mit Kribbelparästhesien gab. Die Tiefensensibilität
war noch eingeschränkt vorhanden. Vigilanz und Sprache blieben unbeeinträchtigt. Während
des stationären Aufenthaltes zeigten sich Atmung und Kreislauf stets stabil. Die Patientin
erhielt über 3 Tage eine hochdosierte Methylprednisolontherapie. Die Symptome bildeten
sich bis zur Verlegung in eine Rehabilitationsklinik 2 Wochen nach Erkrankungsbeginn
nicht zurück.
Zusammmenfassung: Die akute Querschnittslähmung bei transverser Myelitis ist ein seltenes, extrem einschneidendes
Ereignis für einen jungen Menschen. Die Ätiologie kann in ca. 50% der Fälle nicht
geklärt werden. Rasch einsetzende Lähmungen, wie bei unserer Patientin beobachtet,
stellen eine prognostisch ungünstiges Zeichen dar.