Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - P26
DOI: 10.1055/s-2005-871477

Glucose-Monitoring durch subkutane Langzeit-Microdialyse im Management von neonatalem Diabetes

A Holzinger 1, W Bonfig 1, B Kusser 1, H Müller 2, HG Münch 1
  • 1Dr. von Haunersches Kinderspital, München,
  • 2Kinderklinik, Klinikum Kempten-Oberallgäu, Kempten, D

Fragestellung: Die Häufigkeit des neonatalen Diabetes mellitus (NDM) wird auf ca. 1:400 000 Neugeborene geschätzt. Die Insulintherapie ist zwingend, das Management des Neugeborenendiabetes ist allerdings nicht einfach und hypoglykämische Episoden werden meist beobachtet. Ein intensives Monitoring der Blutglucosekonzentration ist daher insbesondere in der Einstellphase der Insulintherapie notwendig. Häufige kapilläre Blutentnahmen sind jedoch schmerzhaft und führen zu relevantem Blutverlust. Bei der subkutanen Mikrodialyse wird über einen semipermeablen Katheter kontinuierlich Dialyseflüssigkeit gegen Gewebeflüssigkeit equilibiriert und in kurzen Zeitabständen patientennahe analysiert. Wir untersuchten daher die Möglichkeit des Einsatzes des kontinuierlichen subkutanen Glucosemonitorings durch Mikrodialyse (KSGM) bei der Einstellung der kontinuierlichen subkutanen Insulininfusion (KSII) mit Insulinpumpe bei einem Neugeborenen mit Diabetes mellitus.

Methodik: Bei einem weiblichen hypotrophen Reifgeborenen wurde die Diagnose eines NDM gestellt und die Therapie mit intravenösem Insulin wude am 9. Lebenstag begonnen. Die Einstellung war aufgrund wechselnden Insulinbedarfs schwierig und hypoglycämische Epsioden traten auf, sodass sehr häufige Blutglucosemessungen (10–24 Messungen/24 Std.) notwendig waren. Am 20. Lebenstag wurde ein CMA 70 Mikrodialysekatheter subkutan am Oberschenkel gelegt und mit einer CMA 106 Mikrodialysepumpe mit einer Flussrate von 0,3µl/min durchspült. Patientennahe Analysen des Dialysats wurden alle 15min (5µl/Probe) mit einem CMA 600 Mikrodialyse Analyzer (CMA/Microdialysis AB, Solna, Sweden) durchgeführt. Dieses Gewebeglucosemonitoring wurde über insgesamt 12 Tage während der Umstellung der i.v. Insulinzufuhr auf die KSII durchgeführt.

Ergebnisse: Es zeigte sich in punktuellen parallelen Messungen der Blutglucose eine sehr gute Korrelation mit der Gewebeglucose, sodass die Gewebeglucosewerte als Grundlage für therapeutische Entscheidungen bezüglich der Insulinapplikation verwendet werden konnten. Sehr niedrige wie auch hohe Blutzuckerwerte wurden in der Mikrodialyse zuverlässig detektiert. Die Zahl der Blutglucosemessungen konnte deutlich reduziert werden.

Schlussfolgerung:

- KSGM ist bei Neugeborenen möglich.

- KSGM kann bei NDM eingesetzt werden.

- Die Zuverlässigkeit der Messwerte lässt zu, therapeutische Entscheidungen bezüglich der Insulinapplikation und Ernährung darauf zu begründen.

- Schmerzhafte Blutentnahmen Blutverlust können verringert werden.

- Wir spekulieren, dass aufgrund der Engmaschigkeit der erhebbaren Werte die KSGM in Kombination mit seltenen konventionellen Blutglucosebestimmungen bezüglich frühzeitiger Detektion von Hypo- und Hyperglycämien dem konventionellen Glucosemonitoring durch kapilläre überlegen sein könnte.