Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - P20
DOI: 10.1055/s-2005-871471

Codierqualität in der Kinderklinik – Erfahrungen nach einem Jahr mit DRG

T Wygold 1, A Heinemeyer 2, E Herting 1
  • 1Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
  • 2Medizin-Controlling, Lübeck, D

Mit Einführung der DRG in 2004 haben alle Kliniken in Deutschland Neuland betreten. Neben der Frage nach Veränderungen der Erlössituation im Vergleich zum Vorjahr war in unserer Klinik vor allem die Frage von Interesse, in wie weit die von uns implementierten Systeme zu einer optimalen Fallcodierung beitragen.

In unserer Klinik wird das Prinzip der 4-Augen Kontrolle verfolgt, d.h. die von den Stationsärzten codierten Fälle werden in der Klinik an zentraler Stelle bearbeitet und anschließend durch einen DRG-Beauftragten freigegeben. In den ersten 6 Monaten des Jahres 2004 wurden die Fälle weitestgehend daraufhin geprüft, ob die angegebene Codierung sinnvoll erschien. Eine eingehendere Überprüfung der Fälle fand nur bei bestehenden Zweifeln statt. In der 2. Jahreshälfte wurde jeder codierte Fall eingehend auf Plausibilität hin überprüft und gegebenenfalls korrigiert.

Ergebnisse: 2004 versorgte die Klinik insgesamt 3557 stationäre Fälle, davon 1851 in den ersten 6 Monaten und 1706 in den zweiten 6 Monaten des Jahres. In der ersten Jahreshälfte lag die Quote der Nachcodierungen durch den DRG-Beauftragen <15%, der durchschnittliche CMI in dieser Zeit lag bei 1,041.

Im Rahmen der intensiven Plausibilitätsprüfung der Fälle der 2. Jahreshälfte stieg die Quote der Nachcodierungen auf 64,4% (=1098 Fälle) an, hieraus ergab sich eine Änderung der DRG in 142 Fällen (=8,32% aller Fälle und 12,93% aller Nachcodierungen dieses Zeitraumes). Der durchschnittliche CMI in diesen 6 Monaten lag abschließend bei 1,127 trotz leicht niedrigerer Fallzahl im Vergleich zur ersten Jahreshälfte. Laut Grouper ergab sich für diesen Zeitraum ein Mehrerlös von 156.000 € gegenüber der ursprünglichen Codierung. Der Arbeitsaufwand für diese intensive Plausibilitätsprüfung betrug ca. 48 Arbeitsstunden im Monat.

Im weiteren wurde eine Ursachenanalyse der fehlerhaften Primärcodierung durchgeführt. Dabei konnten 3 Hauptfehlerquellen entdeckt werden: Nachlässigkeit in der Codierung durch ärztliche Überlastung, ausbildungsbedingtes begrenztes ärztliches Wissen, begrenzte Kenntnisse der DRG-Besonderheiten. Diese Fehlerquellen werden auch in anderen wissenschaftlichen Untersuchungen beschrieben, sie gelten als „schulungsresistent“.

Zusammenfassung: Unsere Ergebnisse zeigen die Notwendigkeit eines hauptamtlichen fachärztlichen DRG-Prüfers in einer Kinderklinik mit mehr als 2500 Fällen pro Jahr. Die Primärcodierungen sind zu mehr als der Hälfte fehler- oder lückenhaft, dies ist erlösrelevant und abhängig von der Arbeitsüberlastung der Stationsärzte, dem Stand ihrer Fachweiterbildung und ihren DRG-Kenntnissen. Die Verantwortung der DRG-Codierung sollte so weit wie möglich aus dem Aufgabenbereich der Stationsärzte entfernt werden.