Mit Einführung der DRG in 2004 haben alle Kliniken in Deutschland Neuland betreten.
Neben der Frage nach Veränderungen der Erlössituation im Vergleich zum Vorjahr war
in unserer Klinik vor allem die Frage von Interesse, in wie weit die von uns implementierten
Systeme zu einer optimalen Fallcodierung beitragen.
In unserer Klinik wird das Prinzip der 4-Augen Kontrolle verfolgt, d.h. die von den
Stationsärzten codierten Fälle werden in der Klinik an zentraler Stelle bearbeitet
und anschließend durch einen DRG-Beauftragten freigegeben. In den ersten 6 Monaten
des Jahres 2004 wurden die Fälle weitestgehend daraufhin geprüft, ob die angegebene
Codierung sinnvoll erschien. Eine eingehendere Überprüfung der Fälle fand nur bei
bestehenden Zweifeln statt. In der 2. Jahreshälfte wurde jeder codierte Fall eingehend
auf Plausibilität hin überprüft und gegebenenfalls korrigiert.
Ergebnisse: 2004 versorgte die Klinik insgesamt 3557 stationäre Fälle, davon 1851 in den ersten
6 Monaten und 1706 in den zweiten 6 Monaten des Jahres. In der ersten Jahreshälfte
lag die Quote der Nachcodierungen durch den DRG-Beauftragen <15%, der durchschnittliche
CMI in dieser Zeit lag bei 1,041.
Im Rahmen der intensiven Plausibilitätsprüfung der Fälle der 2. Jahreshälfte stieg
die Quote der Nachcodierungen auf 64,4% (=1098 Fälle) an, hieraus ergab sich eine
Änderung der DRG in 142 Fällen (=8,32% aller Fälle und 12,93% aller Nachcodierungen
dieses Zeitraumes). Der durchschnittliche CMI in diesen 6 Monaten lag abschließend
bei 1,127 trotz leicht niedrigerer Fallzahl im Vergleich zur ersten Jahreshälfte.
Laut Grouper ergab sich für diesen Zeitraum ein Mehrerlös von 156.000 € gegenüber
der ursprünglichen Codierung. Der Arbeitsaufwand für diese intensive Plausibilitätsprüfung
betrug ca. 48 Arbeitsstunden im Monat.
Im weiteren wurde eine Ursachenanalyse der fehlerhaften Primärcodierung durchgeführt.
Dabei konnten 3 Hauptfehlerquellen entdeckt werden: Nachlässigkeit in der Codierung
durch ärztliche Überlastung, ausbildungsbedingtes begrenztes ärztliches Wissen, begrenzte
Kenntnisse der DRG-Besonderheiten. Diese Fehlerquellen werden auch in anderen wissenschaftlichen
Untersuchungen beschrieben, sie gelten als „schulungsresistent“.
Zusammenfassung: Unsere Ergebnisse zeigen die Notwendigkeit eines hauptamtlichen fachärztlichen DRG-Prüfers
in einer Kinderklinik mit mehr als 2500 Fällen pro Jahr. Die Primärcodierungen sind
zu mehr als der Hälfte fehler- oder lückenhaft, dies ist erlösrelevant und abhängig
von der Arbeitsüberlastung der Stationsärzte, dem Stand ihrer Fachweiterbildung und
ihren DRG-Kenntnissen. Die Verantwortung der DRG-Codierung sollte so weit wie möglich
aus dem Aufgabenbereich der Stationsärzte entfernt werden.