Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - P19
DOI: 10.1055/s-2005-871470

Das 35.000 Euro Missverständnis – Ist die Neonatologie wirklich der große Gewinnbringer im DRG-System?

T Wygold 1
  • 1Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Lübeck, D

Mit Einführung der Fallpauschalen durch das DRG-System wurde deutlich, dass neben der Kinderkardiologie und der Kinderonkologie die Neonatologie zu den großen Erlösbringern der Kinderkliniken zählt. Darauf wurde bereits vielfach, so auch auf der letztjährigen GNPI in Ulm, hingewiesen.

Fragestellung: Die Fragestellung der Analyse der neonatologischen Fälle unserer Klinik in 2004 war, ob die hohen Erlössummen der neonatologischen Fälle auch zu einem Gewinn für die Klinik führen. Für 2 typische neonatologische DRG (P64Z; n=12 und P03C; n=3, DRG-Version 2004) wurden für die darunter subsumierten Fälle der durchschnittliche Erlös und Ressourcenverbrauch berechnet und miteinander verglichen.

Ergebnisse: Bei einer durchschnittlichen Liegezeit von 33 (P64Z) und 48 Tagen (P03C) standen Erlösen von pro Fall durchschnittlich 21108,51 € (P64Z) und 32795,26 € (P03C) fallbezogene Verbrauchskosten von durchschnittlich 18857,19 € (P64Z) und 32275,86 € (P03C) gegenüber. Der durchschnittliche Erlös betrug somit 2251,32 € (P64Z) bzw. 519,40 € (P03C) pro Fall.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass die Nettoerlöse neonatologischer Fälle eng begrenzt sind, wenn nicht gleichzeitig Liegezeiten und Behandlungsabläufe optimiert und deutlich verkürzt werden können. Eine Kompensation von anderen Verlustfällen für die Klinik erscheint kaum möglich zu sein. Die Ergebnisse weisen auf die Notwendigkeit zur Einführung von Behandlungspfaden und ambulanten Versorgungskonzepten (Integrierte Versorgung) als Regulationsmechanismen zur Verkürzung stationärer Aufenthalte bei gleich bleibender Qualität der Behandlungsergebnisse in der Neonatologie hin.