Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - P17
DOI: 10.1055/s-2005-871468

Vorstellung eines Computerprogramms zur mehrdimensionalen somatischen Klassifizierung Neugeborener

M Voigt 1, C Fusch 1, KTM Schneider 2, D Olbertz 3, N Lack 4, V Hesse 5
  • 1Zentrum für Kinder- u. Jugendmedizin, Greifswald
  • 2Perinatalzentrum d. Frauenklinik d. Techn. Univ., München
  • 3Abt. Neonatologie am Klinikum Südstadt, Rostock
  • 4Bayrische Arbeitsgem. f. Qualitätssicherung, BAQ, München
  • 5Deutsches Wachstumszentrum, Berlin, D

Fragestellung: Die somatische Klassifikation erfolgt heute auf der Grundlage repräsentativer Normwerte für die Körpermaße Neugeborener. Dabei zeigte sich aber, dass besonders Neugeborene von kleinen und leichten Müttern fälschlicherweise viel zu oft als Risikokinder eingestuft werden. Um Neugeborene entsprechend den mütterlichen Ausgangsdaten biologisch korrekter klassifizieren zu können, sind gestationsaltersabhängige Korrekturwerte für das Geburtsgewicht von uns berechnet worden. Die Zielstellung unserer Arbeit bestand darin, ein Computerprogramm zur somatischen Klassifikation unter Berücksichtigung von Körpergewicht und Körperhöhe der Mutter zu entwickeln und den Klinikern zur Verfügung zu stellen.

Methodik: Die Ergebnisse beruhen auf gesamtdeutschen Auswertungen von 1,8 Mio Einlingsgeburten aus der Perinatalerhebung der Jahre 1995–1997. Für 42 Müttergruppen (7 Gewichtsgruppen *6 Höhengruppen) wurden die Medianwerte des Geburtsgewichtes gestationsaltersabhängig berechnet und daraus die Korrekturwerte für das Geburtsgewicht ermittelt. Das Computerprogramm kann wahlweise unter Windows 98 bzw. Windows 2002 oder Windows XP eingesetzt werden. Eingabedaten sind der Name, das Geschlecht und das Geburtsdatum sowie das Geburtsgewicht, die Länge und der Kopfumfang des Neugeborenen. Von der Mutter wird die Schwangerschaftsdauer, das prägestationale Körpergewicht und die Körperhöhe erfasst.

Ergebnisse: Die Lage des Neugeborenen im 2-dimensionalen Klassifikationssystem nach Schwangerschaftsdauer–Körpermaß wird angezeigt. Für das Geburtsgewicht wird entsprechend der mütterlichen Körpermaße eine Korrektur durchgeführt und danach das Neugeborene erneut in das Klassifikationsschema „Schwangerschaftsdauer-Geburtsgewicht“ eingeordnet. Die Ergebnisse können ausgedruckt werden. Das umständliche Hantieren mit den Tabellen entfällt. Unsere Ergebnisse zeigen, dass z.B. der Anteil hypotropher Neugeborener (<10. Gewichtsperzentile) bei Müttern mit einer Körperhöhe von 157cm und kleiner bei nicht durchgeführter Korrektur 16,7% beträgt (viel zu hoch) und auf 9,1% nach erfolgter Korrektur zurückgeht.

Schlussfolgerungen: Körperhöhe und Körpergewicht der Mutter bestimmen die Höhe des Geburtsgewichtes entscheidend mit. Durch unsere Korrektur dürften Neugeborene im Grenzbereich zur Hypotrophie bzw. zur Hypertrophie biologisch korrekter klassifiziert und damit besser erkannt werden. Zur Überprüfung unserer Ergebnisse ist ein Forschungsprojekt zur besseren Erkennung von SGA-Kindern geplant.