Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - P13
DOI: 10.1055/s-2005-871464

Monitoring des Blutzuckers bei Frühgeborenen (FG) <1000g

JR Fernandez Alvarez 1, K Graham-Evans 1, JP Smythe 1, PN Amess 1, H Rabe 1
  • 1Brighton & Sussex University Hospitals NHS Trust, Brighton, GB

Hintergrund: Eine einheitliche Definition von Hypoglykämie bei FG fehlt. Blutzuckerwerte <47mg/dl >48h oder >5x können zu neurologischen Defiziten führen. Präventiv werden Blutzucker (BZ) mithilfe von ungenauen BZ-Messgeräten bestimmt.

Fragestellung: Sind häufige spontane BZ-Messungen bei FG <1000g auf einer Intensivstation hilfreich zur Erfassung von Hypoglykämien? Methodik: Retrospektiv wurden Daten von FG <30 SSW und <1000g analysiert. Eingeschlossen wurden FG, die auf unserer Station versorgt wurden. Ausgeschlossen wurden Gestationsdiabetes, diabetogene Medikation, Hyper-/Hypotrophie, Hypothermie, Katecholaminbedarf und Polycythämie. Erfasst wurden Häufigkeit und Werte aller BZ-Messungen mit dem Accu Check Advantage (Hypoglykämie: <47mg/dl), Symptome bei Hypoglykämie, Karbohydrat-, Lipid- und Protein-Zufuhr in den ersten 10 Lebenstagen (LT) und bei Hypoglykämie sowie Interventionen bei Hypoglykämie. Die statistische Auswertung erfolgte mit EXCEL und SPSS.

Ergebnisse: 10 FG (29 SSW, SE 0,5; Geb.-Gew. 915g, SE 19; Aufenthaltsdauer 64d, SE 7) wurden untersucht. 1h (SE 0,1) postnatal wurde bei 38mg/dl (49mg/dl, SE 5) festgestellt. In den ersten 10≥80% der FG ein BZ von LT wurde ein BZ von 108mg/dl (SE 5), bis Entlassung von 90mg/dl (SE 5) gemessen. Diese wurden bei einer Kohlenhydratzufuhr von 12,9g/kg/d (SE 0,6) bis Tag 3, 13,0g/kg/d (SE 0,4) bis Tag 7 und 13,5g/kg/d (SE 0,6) bis Tag 10 erreicht (r=0,37, p=0,031, Variablen Protein- und Lipidzufuhr ausgeschlossen). Es bestand keine signifikante Korrelation zwischen Protein- oder Lipidzufuhr und BZ. Insgesamt wurden 23 (SE 1) BZ-Messungen/Patient bis Tag 10 und 42 (SE 0,4) bis zur Entlassung durchgeführt. Hierbei wurden 1 (SE 0,4) Hypoglykämie/Patient in den ersten 10 LT und 2 (SE 1) bis Entlassung gemessen. Eine signifikante Korrelation zwischen der Häufigkeit der BZ-Messungen und der Zahl der erfassten Hypoglykämien fand sich nicht (r=0,48, p=0,082). Der niedrigste BZ/Patient betrug 40mg/dl (SE 5). Dieser wurde meist am 1. LT (SE 3,4) festgestellt. 90% der FG waren asymptomatisch. 60% hatten zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine und 20% eine beeinträchtigte Nahrungsaufnahme. 50% der FG erhielten sofort eine Glukose-Infusion 10% mit 60ml/kg/d, 2 einen Glukose-Bolus von 200mg/kg i.v., 3 gar keine Behandlung. 2,5h (SE 2,3) danach betrug der BZ 70mg/dl (SE 7). Der geschätzte min. Blutverlust durch die BZ-Messungen schwankte zwischen 0,6 und 2,3% in den ersten 10 LT, je nach verwendetem Gerät.

Schlussfolgerungen: Hypoglykämien bei FG <1000g auf Intensivstationen sind selten. Sie treten überwiegend bei Aufnahme am 1. LT auf und sind meist asymptomatisch. 1h nach Geburt sollten BZ >38mg/dl angestrebt werden. Durch kontinuierliche Zufuhr von 9mg/kg/min Kohlenhydraten kann ein konstanter BZ-Spiegel von 90–110mg/dl aufrechterhalten werden. Regelmäßige spontane BZ-Messungen sind nicht hilfreich zur Erfassung asymptomatischer Hypoglykämien bei FG <1000g.