Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - P12
DOI: 10.1055/s-2005-871463

Regelmäßige Analyse der Rachenabstriche bei Frühgeborenen unter besonderer Berücksichtigung von Pseudomonas aeruginosa

A Voigt 1, M Dietrich 1, M Knüpfer 1
  • 1Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder, Leipzig, D

Fragestellung: Was leistet die Erfassung der mikrobiellen Besiedlung von Frühgeborenen (FG) über Rachenabstriche unter besonderer Berücksichtigung von Pseudomonas aeruginosa.

Methodik: Im Zeitraum von 2 Jahren erfolgte die retrospektive Analyse der mikrobiologischen Untersuchungen aller FG <32 SSW. Rachenabstriche wurden einmal wöchentlich entnommen, Endotrachealtubusabstriche nach deren Entfernung sowie Blutkulturen bei Infektionsverdacht. Bei Rachenabstrichen in der 4. Lebenswoche wurde die Besiedlung und Resistenzentwicklung mit der Gabe pseudomonaswirksamer Antibiotika korreliert.

Ergebnisse: Aufgenommen wurden 180 Patienten. Bei 150 Patienten wurde mindestens 1 Rachenabstrich entnommen. Pseudomonas aeruginosa war das mit Abstand am meisten nachgewiesene Bakterium (1. Woche: 131 Abstriche, Nachweis in 6 von 21 positiven Abstrichen=29%; 4. Woche: 63 Abstriche, Nachweis in 26 von 49 positiven Abstrichen=53%; 8. Woche: 16 Abstriche, Nachweis in 10 von 15 positiven Abstrichen=67%). Das zeitliche Auftreten von Pseudomonas aeruginosa im 4. Rachenabstrich korrelierte mit der Dauer der Gabe von Piperacillin und Ceftazidim: je länger diese Antibiotika gegeben wurden, desto später trat der Keim auf. Bei Aminoglykosiden fehlte diese Korrelation. Nur 9,1% der Pseudomonaden zeigte Resistenzen gegen mindestens ein Antibiotikum. Multiresistenz (mehr als zwei resistente Antibiotika) wurde nicht festgestellt. Die Resistenzentwicklung der Pseudomonaden war nicht von der Dauer und Art der vorherigen Gabe Pseudomonas wirksamer Antibiotika abhängig.

Pseudomonas aeruginosa und Enterococcus faecalis waren die häufigsten Bakterien der positiven Endotrachealtubusabstriche (positive Abstriche: 27, Enterococcus:12/27, Pseudomonas: 9/27). In 89% der Fälle bestand auch eine gleichartige Besiedlung der Rachenabstriche. 76 Blutkulturen wurden entnommen, 32 waren positiv. In 4 Fällen fanden wir Pseudomonas aeruginosa. Bei allen 4 Fällen war der Keim schon vorher im Rachenabstrich nachweisbar.

Zusammenfassung/Schlussfolgerungen: Pseudomonas aeruginosa war häufigster Mikroorganismus in den Rachenabstrichen und stellt folglich ein Risiko für Sekundärinfektionen und Sepsisfälle dar. AB-Resistenzen traten in dieser Population nie in Form von schwer beherrschbaren Multiresistenz auf. Die Gabe von Piperacillin und Ceftazidim verzögerte die Besiedlung mit Pseudomonas aeruginosa. Die bakteriellen Besiedlung der Rachenabstriche war in fast allen Fällen ein wichtiger Indikator für die intrapulmonale Besiedlung und repräsentierte auch die möglichen Sepsiserreger. Wir halten die Beobachtung der Besiedlung über wöchentliche Rachenabstriche bei lange ITS-pflichtigen Frühgeborenen für weiterhin empfehlenswert.