Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - P11
DOI: 10.1055/s-2005-871462

Cerebrale Spätmorbidität bei Kindern mit angeborener Zwerchfellhernie – ECMO versus nicht-ECMO

AC Süss-Graffeo 1, L Hartmann 1, S Loff 1, W Neff 1, T Schaible 1
  • 1Universitätsklinikum Mannheim, Mannheim, D

Hintergrund: Aufgrund der Fortschritte in Pränataldiagnostik und Regionalisierung von Risikoneugeborenen mit angeborener Zwerchfellhernie (CDH) überleben immer mehr dieser Kinder.

Aus der Gruppe der Kinder mit CDH, die im Universitätsklinikum Mannheim im Zeitraum von 1999 bis 2001 versorgt wurden (n=63), haben 76% (n=47) überlebt. 32 dieser Kinder (50%) haben ECMO (extrakorporale Membranoxygenierung) erhalten, wenn binnen der ersten 24 Stunden keine anhaltende postduktale Oxygenierung (paO2 >50mmHg) erreicht wurde oder eine sekundäre schwere persisiterende pulmonale Hypertension auftrat. Die Studie untersucht das Auftreten von cerebralen Folgeschäden nach ECMO.

Methode: Prospektive Follow-up Studie von 36 überlebenden Kinder im Alter von 2 Jahren. Erfasst wurde die somatische und psychomotorische Entwicklung (Erreichen der Meilensteine und als eine entwicklungsneurologischer Test der Bayley-Score). Zur Feststellung von strukturellen cerebralen Folgeschäden wurde außerdem eine Kernspintomographie (MRT) des Gehirns (n=34) durchgeführt.

Ergebnisse: Bezüglich der somatischen Entwicklung zeigte sich bei den Kindern der Nicht-ECMO-Gruppe ein höheres Körpergewicht (50.Perzentile versus 10. Perzentile), geringere Ernährungsprobleme und seltenere Sondenernährung. Das Erreichen der Meilensteine Sitzen, Laufen und Zweiwortsätze war zwar verzögert, aber nicht signifikant unterschiedlich. Zu deutlichen neurologischen Einschränkungen (Paraparese der Beine) kam es lediglich bei 2 Kindern der ECMO-Gruppe. Die Kinder der ECMO-Gruppe wiesen eine höhere Rehospitalisierungsrate (ECMO 16/20, nicht ECMO 6/16) auf. Ursachen waren vorwiegend Hernienrezidive (8/36), aber auch pulmonale Infekte (9/36) und Störungen der Magen-Darm-Passage / Ileus (2/36). Im MRT fanden sich jedoch in der ECMO-Gruppe häufig strukturelle Auffälligkeiten (10/20), und zwar in Form von Hirnatrophien (n=4), Insulten (n=4) und Hämorrhagien (n=2). Es zeigte sich bei Insulten kein Unterschied, ob nach ECMO die rechtsseitige A. carotis rekonstruiert wurde (n=14) oder nicht(n=6). Nach Rekonstruktion (n=15) wurden Stenosen (n=4) oder Verschlüsse (n=6), mit entsprechender Kollateralisierung beobachtet.

Zusammenfassung: Die somatische Entwicklung ist bei Kindern der ECMO-Gruppe weniger gut als in der Vergleichsgruppe. Insgesamt ist die psychomotorische Entwicklung aber erfreulich. Die strukturellen Veränderungen im MRT treten bei Kindern nach ECMO-Therapie häufiger auf, funktionell spiegelt sich dies bisher jedoch noch nicht wieder. Eine weitere sorgsame Nachbeobachtung bis ins Schulalter ist notwendig.

Schlussfolgerung: Der Einsatz von ECMO scheint auch bei Kindern mit ausgeprägter Lungenhypoplasie bei angeborener Zwerchfellhernie gerechtfertigt, weil sich die neurologische Folgemorbidität in einem akzeptablen Rahmen bewegt.