Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - P7
DOI: 10.1055/s-2005-871458

Psychosozialer Unterstützungsbedarf von Eltern frühgeborener Kinder auf neonatologischen (Intensivtherapie-) Stationen

D Machul 1
  • 1Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, D

Fragestellung: Während des Klinikaufenthaltes frühgeborener Kinder benötigen auch deren Eltern oft professionelle Unterstützung verschiedener Art. Eine genaue Kenntnis des elterlichen Unterstützungsbedarfs ist die Grundlage für die Konzeptualisierung angemessener Unterstützungsangebote. Der bislang kaum systematisch beschriebene elterliche Bedarf wird im Rahmen des hier skizzierten explorativen Forschungsprojekts detailliert untersucht. Da der Forschungsgegenstand je nach Perspektive unterschiedlich beurteilt wird, werden sowohl Selbst- als auch Fremdeinschätzungen in die Studie einbezogen.

Methodik: Für die Untersuchung werden Methoden der qualitativen Sozialforschung gewählt.

Mittels offener, leitfadengestützter Interviews werden sowohl betroffene Eltern als auch Experten mehrerer neonatologischer Kliniken befragt. Alle Gespräche (insgesamt circa N=35) sind als Einzelinterviews konzipiert; sie werden auf Tonband aufgezeichnet und später transkribiert. Ein Kurzfragebogen dient zusätzlich zur Erhebung ausgewählter elterlicher Sozialangaben.

Datenerhebung und Datenauswertung finden in flexibel aufeinander bezogenen Phasen statt. Unter Nutzung inhaltsanalytischer Techniken erfolgt eine materialgestützte Kategorienbildung.

Ziele der Studie: Das erstellte Kategoriensystem dient zur fallübergreifenden und fallgruppenvergleichenden qualitativen Beschreibung des berichteten psychosozialen Unterstützungsbedarfs.

Themenrelevante Kontextangaben werden ebenfalls erfasst. Die Elternbefragungen können beispielsweise Erkenntnisse zur Abhängigkeit des subjektiven Unterstützungsbedarfs von situativen Faktoren oder zur Trennung zwischen dem Bedarf an professioneller und anderweitiger Unterstützung erbringen. Die über die Expertenbefragung gewonnenen Daten können Angaben zur Praxis der Bedarfszuschreibung oder zur Reflexion des Verhältnisses zwischen selbst- und fremddefiniertem Bedarf enthalten und eine Rekonstruktion expliziten und impliziten Erfahrungswissens und handlungsleitender Regeln ermöglichen.

Praxisrelevanz: Die bedarfsadäquate Begleitung und Unterstützung von Eltern frühgeborener Kinder in neonatologischen Kliniken stellt eine interdisziplinäre Herausforderung dar. Anliegen des Forschungsprojektes ist es, Vertreter der vor Ort tätigen Berufsgruppen für die Bedarfslage betroffener Eltern und für das Spannungsfeld zwischen selbst- und fremddefiniertem Unterstützungsbedarf zu sensibilisieren. Die Studienergebnisse können Hilfestellung bei der Erarbeitung systematischer, fallbezogener Bedarfsanalysen sein, aber auch für die Konzeptualisierung und Implementierung elternorientierter Unterstützungsangebote herangezogen werden, die ihrerseits die elterliche Zufriedenheit erhöhen sowie die psychosozialen Entwicklungsrisiken frühgeborener Kinder reduzieren sollen.