Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - P4
DOI: 10.1055/s-2005-871455

Einfluss der postnatalen Dexamethasontherapie auf die Entwicklung des Kopfumfanges zur Entlassung bei Frühgeborenen ≤ 30,0 SSW

C Gebauer 1, M Knüpfer 1, F Pulzer 1, E Robel-Tillig 1
  • 1Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche, Leipzig, D

Einleitung: Die postnatale Steroidtherapie ist eine etablierte Methode bei Frühgeborenen zur zügigen Reduktion des Sauerstoffbedarfs und Extubation sowie zur Prophylaxe der bronchopulmonalen Dysplasie. Der Einsatz von Steroiden wurde im Hinblick auf die neurologische Langzeitentwicklung in den letzten Jahren trotz widersprüchlicher Studienergebnisse kritisch bewertet. Wir analysierten den Einfluss des gezielten kurzzeitigen Einsatzes von Dexamethason bei Frühgeborenen auf die Entwicklung des Kopfumfanges zur Entlassung als Ausdruck des damit assoziierten Gehirnwachstums.

Methoden: Zur Auswertung wurden alle Frühgeborenen ≤ 30,0 SSW des Geburtszeitraumes zwischen 1.1.2002 und 31.12.2002 in der Universitätsfrauenklinik Leipzig, die nicht vor dem 28. Lt. verstarben, herangezogen. Von den 51 Kindern erhielten 33 Frühgeborene wenigstens eine Dosis Dexamethason. Die kumulative Dexamethasondosis betrug im Median 0,61mg/kg (Range: 0,16–4,17) und verteilte sich im Median auf 2 (Range: 1–18) Dosen. Die Dexamethasongaben erfolgten im Median vom 5 (1–26) bis zum 21 (2–63) Lt. Die Gruppen mit und ohne Dexamethasontherapie wurden hinsichtlich der Perzentilen von Kopfumfang und Länge zur Entlassung, Auftreten von Sepsis, PDA, IVH, Dauer der Sauerstoff- und CPAP-Therapie, Sauerstofftherapie >36.SSW und Auftreten einer ROP verglichen.

Ergebnisse: Die beiden Gruppen ohne und mit Dexamethasontherapie (DEX0/DEX) unterschieden sich nicht signifikant hinsichtlich Gestationsalter (28,4 (25,4–30,0) vs. 27,1 (24,1–30,0)), Kopfumfang zur Geburt <3. Perzentile (2/18 vs. 3/33), Geschlecht (m:f) (7:11 vs. 13:20), antenataler Steroidgabe (17/18 vs. 31/33), ROP (6/17 vs. 18/30) und Auftreten einer Sepsis (7/18 vs. 18/33). Unterschiede bestanden bezüglich Surfactanttherapie (1/18 vs. 20/33), PDA (2/18 vs. 17/33), IVH (1/18 vs. 13/33), IVH > Grad 2 (0 vs. 4), Beendigung der CPAP- (15,3 vs. 34,7d) und Sauerstofftherapie (15,4 vs. 47,9d) sowie Sauerstoffbedarf >36. SSW (0/17 vs. 8/31). Therapiebedürftige Hyperglykämien nach Dexamethasongabe traten bei 13 der 33 Kindern auf (39%).

Signifikante Unterschiede ergaben sich bei folgenden Parametern: Kopfumfang zur Entlassung <3. Perzentile (3/17 vs. 16/26, p=0,005), Körperlänge zur Entlassung <3. Perzentile (5/18 vs. 20/33, p=0,013), Körpergewicht zur Entlassung <3. Perzentile (4/18 vs. 18/33, p=0,015). Eine kumulative Dexamethasondosis von ≥ 1mg/kg war immer mit einem zur Entlassung erreichten Kopfwachstum <3. Perzentile verbunden.

Schlussfolgerungen: Das Dexamethasontherapieregime an unserer Klinik ist bezüglich der kumulativen Dosen deutlich niedriger verglichen mit international applizierten Dosen. In dem beobachteten Kollektiv war eine kumulative Dexamethasondosis ≥ 1mg/kg immer mit einem geringen Kopfwachstum <3. Perzentile verbunden.