Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - P3
DOI: 10.1055/s-2005-871454

Neuronenspezifische Enolase (NSE) und Protein S-100B als Prognoseparameter bei Kindern mit SHT

M Scheler-Hofmann 1, M Dinse 1, C Niesytto 1, H Wiersbitzky 1, E Panzig 1, RD Stenger 1
  • 1Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Greifswald, D

Fragestellung: NSE (glykolytisches Enzym in Neuronen und neuroendokrinen Zellen) und Protein S-100B (Ca2+-bindendes Protein in astroglialen und Schwannschen Zellen) sind bekannte neurobiochemische Marker, die zur Beurteilung des Schweregrades einer hirnorganischen Schädigung herangezogen werden können. Die Untersuchung dieser Parameter im Serum von hirntraumatisierten Kindern sollte die praktische Relevanz in Zuordnung zu weiteren Beurteilungskriterien (Glasgow-Coma-Scale, kranialer Bildgebung, stationäre Behandlungszeit und Outcome herausarbeiten.

Patienten und Methodik: 39 Knaben und 16 Mädchen im Alter von 8,0±4,7 Jahren mit leicht- bis schwergradigen SHT (49,1% Verkehrsunfälle, 38,2% Stürze, 3,6% Kindesmisshandlungen, 3,6% Reitunfälle, 5,5% sonstige Ursachen) wurden in die Studie einbezogen. Die Untersuchung von NSE (Referenzbereich: <12µg/l) und Protein S-100B (Referenzbereich: <0,1µg/l) aus dem Serum erfolgten mit dem Liason®Analyser der Fa. Byk Sangtec und Reagentien von DiaSorin. Beide Marker wurden mit einem immunluminometrischen Assay (Sandwichtest) bestimmt. Die NSE wurde bei 52 Patienten und bei 30 Fällen zusätzlich das Protein S-100B im Zeitraum bis zu 12 Stunden nach dem Trauma bestimmt. Zur Objektivierung der Aussage wurden beide miteinander, mit Glasgow-Coma-Scale-Gruppen (Gruppe 1: 4–8, Gruppe 2: 9–12, Gruppe 3: >12 Pkt.), stationärer Behandlungsdauer sowie Beatmungsstunden korreliert und auf Signifikanz geprüft (Mann-Whitney-Test). Außerdem erfolgte ein Vergleich der bildgebenden Verletzungsbeschreibung mit den Prognoseparametern.

Ergebnisse: Ein gleiches signifikantes Verhalten (p<0,05) beider Marker bestand nur bei höheren Serumkonzentrationen (NSE >20µg/l, Protein S-100B >1µg/l). Zwischen den NSE-Konzentrationen (28,5±26,1µg/l, range: 3,1–127µg/l) und weiteren ausgewählten Parametern bestand keine Korrelation, während zwischen dem Protein S-100B (0,71±0,68µg/l, range: 0,14–3,69µg/l), Beatmungsstunden und Glasgow-Coma-Scale-Gruppen (Gruppe 1: 13, Gruppe 2: 6, Gruppe 3: 8 Pat.) sich eine signifikante positive Korrelation nachweisen ließ (p<0,05). Ein vergleichbares Verhalten von NSE sowie Protein S-100B mit dem durch die Bildgebung beschriebenen Verletzungsausmaß bestand nicht. 61,8% der Patienten wurden in die Häuslichkeit entlassen, 20% in eine rehabilitative Einrichtung, 12,7% zur weiteren Therapie in eine andere Klinik und 5,5% verstarben.

Schlussfolgerungen: NSE und Protein S-100B korrelieren nur statistisch signifikant bei höheren Serumkonzentrationen. Eine signifikante Korrelation der NSE zum Schweregrad der Hirnschädigung wurde nicht festgestellt. Zwischen bildgebender Diagnostik und den Prognoseparametern bestand kein Zusammenhang. Dagegen korrelierte das Protein S-100B bei unseren Untersuchungen sehr gut mit den Glasgow-Coma-Scale-Gruppen und den Beatmungsstunden und sollte deshalb als Prognoseparameter Beachtung finden.