Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - PV2
DOI: 10.1055/s-2005-871442

Pflegerisches Entlassungsmanagement bei sehr untergewichtigen Frühgeborenen

C Christ-Steckhan 1, K von der Hude 1, M Glückselig 1, H Heiduschka 1
  • 1Charite Campus Virchow Klinikum, Berlin, D

Fragestellung: Wie können wir die entlassungsvorbereitenden Maßnahmen optimieren, um einen gut vorbereiteten, auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes und der Familie zugeschnittenen Übergang in die ambulante Situation zu gewährleisten?

Methodik: In unserer neonatologischen Klinik haben wir ein geregeltes, pflegerisches Entlassungsmanagement eingeführt. Ausgehend von dem nationalen Expertenstandard zum Entlassungsmanagement in der Pflege (DNQP 2004), wurde eine Vorgehensweise entwickelt,die auf die Bedürfnisse der Familien mit VLBW Frühgeborenen zugeschnitten ist. Ziel ist eine kontinuierliche, bedarfsgerechte Überleitung in die ambulante Situation. Versorgungsbrüche bei der Entlassung sollen vermieden werden. Durch ein frühzeitiges und systematisches Assessment, sowie Beratungs-, Schulungs- und Koordinationsleistungen können wir Versorgungskontinuität herstellen. Als Zeitpunkt für den Beginn der geregelten Entlassungsvorbereitungen wurde die Verlegung des Kindes in das Wärmebett gewählt. Es findet eine Bedarfsermittlung im interdisziplinären Team statt. Parallel dazu werden in einem Gespräch mit den Eltern die entlassungsvorbereitenden Maßnahmen geplant und terminiert. In Folge durchlaufen die Eltern die geplanten Interventionen, die sich aus Information, Schulung und Beratung zusammen setzen. 2–3 Tage vor der Entlassung des Kindes findet in einem Gespräch mit den Eltern die Überprüfung der Entlassungsvorbereitung statt. Nach der Entlassung werden die Eltern mit 1–2 Nachsorgetelefonaten weiter betreut.

Ergebnisse: Durch die gemeinsame Planung mit den Eltern kommt es zur individuellen Akzentsetzung und Abstimmung auf die Bedürfnisse der Familie. Durch das systematische Vorgehen werden alle Eltern der VLBW Kinder erreicht. Es wird vermieden, dass Beratung und Schulung vor allem dort ankommt, wo sie durch ein besonderes Engagement der Eltern nachgefragt wird. Die Eltern mit einem besonderen Unterstützungsbedarf, oder einer Häufung bestimmter Risiken für die kindliche Entwicklung werden identifiziert.

Schlussfolgerung: Das Hineinwachsen der Eltern in die veränderte Lebenssituation und das Gelingen ihrer Lern-, Adaptations- und Bewältigungsprozesse sind wichtige Voraussetzungen für die weitere kindliche Entwicklung. Wenn die Eltern zuversichtlich sind im Hinblick auf ihre eigene Kompetenz und die Übernahme der Verantwortung, sind sie in der Lage sich liebevoll und optimistisch ihrem Kind zuzuwenden. Es ist unsere Verantwortung diesen Prozess und den Übergang in die ambulante Situation qualifiziert zu gestalten und zu begleiten.