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DOI: 10.1055/s-2005-871439
Arzneimitteltherapie bei sehr unreifen Frühgeborenen: Was hat sich in der vergangenen Dekade verändert?
Einleitung: Die Überlebensprognose sehr unreifer Frühgeborener hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert, insbesondere durch optimierte pharmakologische Therapieoptionen. Systematische Daten zum Einsatz von Pharmaka in dieser Risikogruppe fehlen weitgehend, insbesondere gilt dies für Daten über Veränderungen der Arzneimitteltherapie in der letzten Dekade. Die vorliegende Untersuchung zielt deshalb darauf ab, die Häufigkeit des Einsatzes typischer Pharmaka in der neonatologischen Intensivmedizin im genannten Zeitraum zu vergleichen.
Methodik: Die Arzneimitteltherapie bei 164 beatmungsbedürftigen Frühgeborenen (Gestationsalter von 24–29 SSW, Geburtsgewicht 970g +/- 145g) aus einer Multizenterstudie aus den Jahren 1989–1990 (Zeitraum I (1)) wurde verglichen mit der Arzneimitteltherapie bei 103 beatmungsbedürftigen Frühgeborenen (Gestationsalter 24–29 SSW, Geburtsgewicht 935 +/- 250g) aus einer bizentrischen Studie in den Jahren 2001–2004 (Zeitraum II). Als pränatale Corticoidsteroide erfasst wurden nur komplette Zyklen bis >12h vor Geburt.
Ergebnisse: In den untersuchten Kollektiven, deren neonatologische Basisdaten gleich waren, zeigte sich ein Rückgang der medianen Beatmungsdauer von 17 Tagen (Bereich 1–131 Tage) auf 6 Tage (Bereich 1–50 Tage). Pränatale Steroide wurden vermindert appliziert (51% vs. 35%). Eine Therapie mit variablen Antibiotika fand sich bei nahezu allen Patienten (98% vs. 100%). Der Einsatz von inotropen Substanzen war in den beiden Kollektiven vergleichbar (37% vs. 45%). Ein Rückgang ließ sich beim Einsatz von Sedativa evaluieren (92% vs. 73%). Eine deutlich zunehmende Tendenz ergab sich für die Behandlung mit Methylxanthinen (57% vs. 80%).
Schlussfolgerung: Die vorliegenden Daten zeigen einen Rückgang der Therapie mit pränatalen Corticosteroiden, deren Einsatz optimiert werden sollte. Die Beatmungsdauer hat sich im untersuchten Zeitraum verkürzt, was die Abnahme des Einsatzes von Sedativa sowie die Zunahme der Therapie mit Methylxanthinen erklärt.
(1) Gortner et al., Dev Pharmacol Ther 1991;17:167–171