Einleitung: Jobe & Bancalari schlugen 2001 eine klinische Einteilung der bronchopulmonalen Dysplasie (BPD) in eine milde, moderate und schwere Verlaufsform vor (Am J Respir Crit Care Med, 163:1723–1729).
Fragestellung: Der klinische Nutzen dieser Klassifizierung soll anhand von Beziehungen zwischen dem Schweregrad der BPD, Risikoparametern und Komplikationsrate während des stationären Aufenthaltes geprüft werden.
Methode: Alle zwischen Januar 1998 und Dezember 2002 stationär behandelten VLBWs wurden retrospektiv bezüglich des BPD-Schweregrades nach Jobe/Bancalari klassifiziert und folgende Parameter erfasst: Geschlecht, Geburtsgewicht (GG), Gestationsalter (GA), Lungenreifeinduktion, Nabelschnur-pH, APGAR, Pneumothorax, frühe Intubation im Kreissaal, Atemnotsyndrom, Surfactantgabe, early-onset-Sepsis, late-onset-Sepsis, nekrotisierende Enterokolitis, Beatmungstage, CPAP-Tage, max. FiO2, max. PIP, postnatale Dexamethasongabe, persistierender Ducuts arteriosus, Ductusligatur. Unterschiede zwischen den Gruppen wurden mittels Chi-Quadrat bzw. Kruskal-Wallis-Test und Mann-Withney-Test untersucht.
Ergebnisse: 348 VLBWs wurden im Untersuchungszeitraum aufgenommen (mittleres GA 27±1,8 Wochen, GG 970±309g). Davon verstarben 29 (8,3%) vor dem 28. Lebenstag und sieben (2,0%) während des weiteren stationären Aufenthaltes. 178 erfüllten nicht die Kriterien für eine BPD, bei drei Kindern war keine retrospektive Datenanalyse möglich. Von den verbleibenden 114 Kindern litten 72 (63,2%) an einer milden, nur 10 (8,8%) an einer moderaten und 32 (28,1%) an einer schweren BPD. Da die moderate Form eine sehr geringe Inzidenz aufwies, differenzierte die BPD-Definition nach Jobe & Bancalari im Wesentlichen nur zwischen der leichten und der schweren Form. Signifikante Unterschiede zwischen beiden Gruppen ergaben sich bei den bekannten Risikofaktoren* GG (p=0,001), GA (p=0,011), Beatmungstage (p<0,001), CPAP-Tage (p=<0,001), max. FiO2 (p=<0,001), max. PIP (p=0,006), late-onset-Sepsis (p=0,006) und Ductusligatur (p=0,001). Neue prognostische Marker konnten nicht gefunden werden.
Schlussfolgerung: Der klinische Nutzen der neuen BPD-Klassifikation ist wegen zu geringer Inzidenz der moderaten BPD-Verlaufsform fraglich. Durch Analyse des poststationären Verlaufes einschließlich der Lungenfunktionsdiagnostik wird künftig eine bessere Aussage bezüglich des Nutzens dieser Klassifikation möglich sein.
*) Bancalari & Claure, Biol Neonate 2002; 82:286