Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - V72
DOI: 10.1055/s-2005-871404

Pulmonale Expression von DMBT1 bei beatmeten Früh- und Neugeborenen

H Müller 1, C End 2, A Bhandiwad 2, C Weiß 3, M Renner 4, J Bauer 1, B Beedgen 1, M Hafner 2, J Mollenhauer 4, O Linderkamp 1
  • 1Universitäts-Kinderklinik Heidelberg, Neonatologie, Heidelberg
  • 2FH Mannheim, Fachbereich Biotechnologie Mannheim
  • 3Uni-Klinikum Mannheim, Medizinische Statistik, Mannheim
  • 4DKFZ Heidelberg, Abt. Molekulare Genomanalyse, Heidelberg, D

Fragestellung: Das Glykoprotein DMBT1 (Deleted in Malignant Brain Tumors 1) ist ein Protein der Gruppe B der Scavenger Receptor Cysteine Rich-Familie und kann zahlreiche intermolekulare Bindungen eingehen. Es spielt mutmaßlich eine Rolle bei der epithelialen Differenzierung und bei der angeborenen Immunabwehr mukosaler Oberflächen. DMBT1 ist ferner ein Interaktionspartner von Surfactantprotein A und D, es interagiert mit human-pathogenen Bakterien und Viren (HIV, Influenza A Viren) und aktiviert das Komplementsystem und die Chemokinese von alveolären Makrophagen. Ziel dieser Studie war, zu überprüfen, ob DMBT1 sich als Marker für Komplikationen (insbesondere auch Infektionen) bei der Betreuung von Früh- und Neugeborenen eignet.

Methodik: Wir untersuchten mittels Enzyme-linked Immunosorbent Assay 205 Trachealsekrete von 82 beatmeten Früh- und Neugeborenen auf den DMBT1-Gehalt. 77 der 82 Neugeborenen waren Frühgeborene, 29/82 hatten ein Gestationsalter von unter 26 und 61/82 von unter 30 Schwangerschaftswochen. Das mittlere Geburtsgewicht betrug 1246g und das mittlere Gestationsalter 28,5 Schwangerschaftswochen. Der DMBT1-Gehalt im Trachealsekret wurde mit Mortalität und Morbidität korreliert.

Ergebnisse: Mit zunehmendem Gestationsalter, zunehmendem postnatalem Alter und bei einer Infektion wurde ein Anstieg des DMBT1-Gehalts im Trachelasekret beobachtet. Mit der folgenden linearen Formel lässt sich der DMBT1-Gehalt in einem unbekannten Trachealsekret abschätzen: DMBT1-Gehalt=-2,77471 + 0,01986 x Gestationsalter in Tagen + 0,01517 x postnatales Alter in Tagen + 0,41622 x small for gestational age (1 oder 0) (p<0,0001). Das Auftreten einer Infektion war in unserem Patientenkollektiv mit dem Überleben und einer intrauterinen Wachstumsretardierung assoziiert. Eine signifikante Erhöhung der DMBT1-Level im Trachealsekret wurde bei Vorliegen einer Infektion (p=0,0403) beobachtet, nicht jedoch bei Asphyxie oder anderen Komplikationen.

Schlussfolgerung: Die DMBT1-Expression in der Lunge hängt von der Reife und dem postnatalen Alter des Kindes ab. Bei Infektionen wird DMBT1 im Zuge einer Abwehrreaktion hochreguliert. Die Daten sind in guter Übereinstimmung mit der mutmaßliche Rolle von DMBT 1 in der angeborenen Immunität. Erhöhte DMBT1-Level im Trachealsekret sind ein Biomarker für das Vorliegen einer Infektion.