Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - V66
DOI: 10.1055/s-2005-871398

Leptinspiegel in der Schwangerschaft werden durch plazentaren Transfer und Fettgewebsaktivierung bestimmt

K Linnemann 1, JP Horst 1, K May 1, K Möritz 2, C Müller 1, WF Blum 3, W Siegmund 2, HK Kroemer 2, W Straube 4, C Fusch 1
  • 1Abt. Neonatologie und Pädiatrische Intensivmed., Greifswald
  • 2Institut für Pharmakologie, Greifswald
  • 3Lilly, Bad Homburg
  • 4Frauenklinik der Universität Greifswald, Greifswald, D

Intro: Leptin ist an der Regulation des Energiehaushaltes und der Nahrungsaufnahme beteiligt. Bei intrauteriner Wachstumsretardierung sind die fetalen Leptinspiegel erniedrigt, die maternalen dagegen erhöht. Die Ursache hierfür ist bisher unklar. Ebenso unklar ist, in welchem Maß die einzelnen leptinproduzierenden Gewebe (i.e. Plazenta, maternales und fetales Fettgewebe) zum Serumspiegel von Leptin in der Schwangeren und im Fetus beitragen. Von besonderem Interesse ist dabei, ob Leptin von der Schwangeren zum Fetus bzw. umgekehrt gelangt.

Fragen: 1)Wird Leptin transplazentar transportiert? 2) Ist die Leptinproduktion im maternalen Fettgewebe in der Schwangerschaft aktiviert?

Meth: a) Plazentaperfusion (n=10) mit I-125 markiertem Leptin für 180min. Leptintransfermessung von maternal nach fetal (n=8); von fetal nach maternal (n=2). Vitalitätskontrolle durch Glukoseverbrauch/Lakatatproduktion, sowie Histologie vor und nach Perfusion. b) Messung der Leptin mRNA Expression im Fettgewebe von per Sectio entbundener Schwangerer (n=12) und altersgematchter nicht-schwangerer, operierter Frauen (n=8) (keine onkologischen Patienten) mittels real time PCR. Statistik: T-Test

Res: 1)Plazentaperfusion: Nach 180min gelangten 4,5±1,4% des dem maternalen Kreislauf zugesetzten markierten Leptins in den fetalen Kreislauf, das fetal gegebene Leptin gelangte zu 22±9% in den maternalen Kreislauf. 2) Fettgewebsuntersuchung: Die Leptinexpression im Fettgewebe Schwangerer war signifikant höher als im Fettgewebe nicht-schwangerer Frauen (1,0±0,6 versus 0,5±0,4 rel. Einheiten; p<0,05)

Disk: 1)Leptin wird zwischen maternalem und fetalem Kreislauf ausgetauscht, der Transfer ist von fetal nach maternal schneller als von maternal nach fetal. Dies könnte mit zu den niedrigen fetalen und hohen maternalen Leptinspiegeln in utero beitragen, sowie der Freisetzung plazentaren Leptins im Plazentaperfusionsmodell (~2% fetaler, 98% maternaler Kreislauf). Weiterhin wird das Fettgewebe in der Schwangerschaft zu vermehrter Leptinproduktion aktiviert.

Hypothese: Die Funktion des Leptins in der Schwangerschaft liegt wahrscheinlich eher in einer Regulation des mütterlichen Stoffwechsels, um ausreichend Substrate für das fetale Wachstum bereitzustellen, als in einer direkt das fetale Wachstum fördernder Funktion.