Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - V63
DOI: 10.1055/s-2005-871395

Implementierung der Surfactant-Applikation bei spontan atmenden Frühgeborenen <29 SSW via Trachealsonde auf einer neonatologischen Intensivstation

N Teig 1, A Weitkämper 1, E Lilienthal 1, L Rossler 1, J Hohendahl 1, C Rieger 1
  • 1Universitätskinderklinik Bochum, Bochum, D

Hintergrund: Kribs et al. haben kürzlich die Gabe von Surfactant via Trachealsonde beim spontan atmenden Frühgeborenen beschrieben. Wir berichten über unsere Erfahrungen bei der Umsetzung dieses Konzeptes in unserer Klinik.

Patienten und Methoden: Beginnend mit dem Oktober 2003 erhielten alle stabilen Frühgeborenen von 23+0 bis 28+6 SSW mit der Indikation zur Surfactant-Gabe Curosurf (100mg/kg) via 4F-Sonde, die peroral in die Trachea eingeführt wurde. Dabei wurde eine nasale CPAP-Therapie mittels Infant-Flow-Driver aufrechterhalten. Morbidität und Mortalität dieser Patientengruppe (Zeitraum 2; 10/2003 bis 10/2004; n=33) wurde retrospektiv mit einer Gruppe gleichen Gestationsalters verglichen, die von 9/2002 bis 9/2003 konventionell behandelt worden war (Zeitraum 1; n=26).

Ergebnisse: Das mittlere Geburtsgewicht bzw. Gestationsalter betrugen 922g vs. 928g (n.s.) bzw. 26.6 vs. 26.4 SSW (n.s.) im Zeitraum 1 vs. Zeitraum 2. Im Zeitraum 1 erhielten 69% Surfactant, im Zeitraum 2 91% (p=0.033). Bei 69.7% aller FG war im Zeitraum 2 die Surfactant-Applikation via Sonde möglich.

Die Überlebensrate betrug 96.2% im Zeitraum 1 vs. 93.9% im Zeitraum 2 (n.s.). Die mittlere invasive Beatmungsdauer bei den überlebenden FG war 10.4 vs. 6.1 Tage (p=0.08), überhaupt nicht invasiv beatmet wurden 26.9% vs. 54.5% (p=0.031). Eine Intubation wurde bei den primär via Sonde behandelten Kindern in 43% notwendig. Als Komplikation der Sonden-Applikation zeigten sich Bradykardien <100/min in 11.1% und Apnoen, die mit Maskenbetamung behoben werden mussten, in 22.2% aller Kinder. Die Surfactant-Applikation konnte in allen Fällen vollständig durchgeführt werden. Die mittelfristige Morbidität ist der Tabelle zu entnehmen:

Schlussfolgerung: Die Applikation von Surfactant via orotrachealer Sonde beim spontan atmenden Frühgeborenen kann rasch auf einer neonatologischen Intensivstation mit entsprechend erfahrenem Personal implementiert werden. Unter diesen Rahmenbedingungen wurden keine schweren Akutkomplikationen beobachtet. Möglicherweise kann vielen kleinen Frühgeborenen dadurch eine invasive Beatmung mit möglichen Langzeitproblemen erspart werden. Unsere Erfahrung sollte die Planung und Umsetzung einer multizentrischen Studie ermöglichen mit der Frage, ob auch unter randomisierten Bedingungen der Trend zu einem besseren Outcome dieser Hochrisiko-Frühgeborenen durch die Surfactant-Applikation bei Spontanatmung nachweisbar bleibt.

IVH > I° oder sonograf. PVL

BPD mit 36 SSW p.m.

Lasertherapie wg. RPM

NEC oder isolierte Darmperforation

Zeitraum 1

7.7%

24%

20%

7.7%

Zeitraum 2

6.1%

9.7%

9.7%

6.1%

P-Wert (Chi-Quadrat)

n.s.

0.13

0.25

n.s.