Fragestellung: Das Atemnotsyndrom (ARDS) von Neugeborenen und jungen Säuglingen ist durch eine proteinreiches interstitielles und alveoläres Lungenödem sowie durch Invasion stoffwechselaktiver Granulozyten ins Lungengewebe gekennzeichnet. Eine sekundäre Surfactantinaktivierung durch das eiweißreiche Ödem und die Stoffwechselprodukte der Granulozyten sind weitere Gründe für Atelektaseneigung und Ödementwicklung. Tierexperimentell sollte untersucht werden, ob die topische Therapie mit einem Hemmstoff von NF-kappaB (IKK-NBD-Peptid, Biomol, Hamburg) mit Surfactant als Trägersubstanz den Entzündungsprozess abmildert und damit klinische Parameter wie Gasaustausch und Lungenfunktion verbessert.
Methodik: Eine akute Lungenschädigung wurde bei 24 neugeborene Ferkel durch wiederholte Lavagen mit körperwarmer physiologischer Kochsalzlösung induziert, bis ein PaO2 von 40mmHg bei einem FiO2 von 0,6 erreicht war. Das Lavagemodell ist durch Gasaustauschstörung, Surfactantmangel, Atelektasebildung, Lungenödem sowie eine erhebliche akute Entzündungsreaktion mit Mediatorenfreisetzung und Neutrophileninvasion gekennzeichnet. Nach Randomisierung der Tiere in drei Gruppen erfolgten folgende Interventionen: eine Gruppe (Kontrolle, K) erhielt Luft, eine Gruppe 100mg Curosurf® und ein Kontrollpeptid (Surfactant, S), und eine Gruppe erhielt 100mg Curosurf® und beigemengtes IKK-NBD Peptid (Surfactant+IKK-NBD Peptid; S+IN). Für einen Zeitraum von 6 Stunden nach Intervention wurden die Ferkel maschinell beatmet.
Ergebnisse: IKK-NBD Peptid mit Surfactant verbesserte innerhalb von 6 Stunden den Gasaustausch (PaO2: S 104±32mmHg vs. S+IN 129±39; p<0,05), Lungenmechanik (Compliance: S 0,86±0,35ml/cmH2O/kg vs. S+IN 1,09±0,58; p<0,05), Lungenvolumina (funktionelle Residualkapazität: S 12,2±4,3ml/kg vs. S+IN 16,7±6,3; p<0.05) und die Resorption von extravaskulärem Lungenwasser (EVLW: S 28±10ml/kg vs. S+IN 20±3; p<0.05). Die Resorption von EVLW war unabhängig vom pulmonalen Blutvolumen und erfolgte zeitgleich mit niedrigeren Eiweißkonzentrationen in der BAL Flüssigkeit (Gesamteiweiß: S 50±5mg/l vs. S+IN 38±5; p<0.05). Wir sahen einen geringeren Prozentsatz an Granulozyten aus der BAL Flüssigkeit als Hinweis für eine reduzierte Makrophagenaktivierung. (Granulozyten: S 82±3% vs. S+IN 70±6; p<0,05). Die pro-inflammatorischen Zytokine TNF-α, IL-1β und IL-8 in BAL Flüssigkeit unterschieden sich nach 6h nur gering, jedoch konnte eine signifikante Minderung von LTB4 (S 3,5±1,4 pg/ml vs. S+IN 2,0±0,6; p<0,01) gemessen werden.
Schlussfolgerung: Die topische Applikation von IKK-NBD Peptid zusammen mit Surfactant verbessert Gasaustausch, Lungenfunktion und Lungenödem innerhalb von 6h nach Applikation. Der Effekt reduzierter Ödembildung mag LTB4-vermittelt sein oder einem unbekannten Mechanismus zugrunde liegen. Nach diesen vorläufigen Daten scheint IKK-NBD Peptid als Additiv zu Surfactant den Entzündungsprozess in der Lunge effektiv abschwächen zu können.