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DOI: 10.1055/s-2005-871381
Einfluss von Erkrankung auf Kortisolproduktionsraten Frühgeborener <30 SSW und Korrelation zum Wachstum: Eine nicht invasive Studie mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie
Fragestellung: Es wird kontrovers diskutiert, ob eine frühe adrenale Insuffizienz bei Frühgeborenen <30 SSW vorliegt. Ziel dieser Studie war, die Kortisolproduktionsraten (KPR) als einen integralen Parameter der adrenalen Funktion bei Frühgeborenen unter 30 SSW erstens in der Neonatalperiode unter dem Einfluss von Erkrankung und zweitens während des Wachstums bis zur Entlassung zu bestimmen.
Methodik: Urin wurde nicht invasiv in Windeln aus reiner Zellulose 24 Stunden gesammelt und durch eine hydraulische Presse (120 kPa/cm2) extrahiert. Glukokortikoidmetabolite wurden mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie identifiziert und quantifiziert. Die KPR wurden aus der Summe von 14 individuellen Glukokorti-koidmetaboliten berechnet [1] und bei 17 “gesunden“ (Mittelwert[Standardabweichung]: 27,9[1,8]SSW; 1078[321]g) und 44 kranken (27,3[1,6]; 984[257]) Frühgeborenen bestimmt. Eine postnatale Steroidtherapie war ein Ausschlusskriterium. Die Schwere der Erkrankung wurde nach klinischen Kriterien und dem Score for Neonatal Acute Physiology (SNAP) beurteilt.
Ergebnisse: 1. Neonatalperiode: Die SNAP-Werte waren bei kranken Frühgeborenen durchgehend signifikant höher mit Maxima an Tag 1–3. Die Mediane der KPR (µg/kg/d/mg Kreatinin) betrugen bei kranken („gesunden“) Frühgeborenen an Tag 1: 35 (40); Tag 2: 35 (40), Tag 3: 48 (53); Tag 5: 47 (41); Woche 2: 72 (48); Woche 3: 73 (37); Woche 4: 54 (26). Eine logistische Regressionsanalyse zeigte einen signifikant inversen Einfluss des Gestationsalters (p<0,005) auf das Maximum der KPR aber keinen Einfluss von Erkrankung (SNAP, p=0,72), Geburtsmodus (p=0,64), Geschlecht (p=0,65) und pränataler Steroidtherapie (p=0,1). Nur 12/44 [27%] der kranken FG wiesen in der ersten Lebenswoche eine KPR größer als der dreifache Median der KPR gesunder Frühgeborener auf. Diese Frühgeborenen unterschieden sich von den anderen kranken Frühgeborenen nicht in der Schwere der Erkrankung, hatten aber eine signifikant höhere Hirnblutungsrate (9/12 [75%] gegen 8/32 [25%]; p=0,003). 2. Wachstum: Nach der Neonatalperiode kam es zu einem Abfall der KPR kranker (“gesunder“) Frühgeborener: Monat 2: 30 (18); Monat 3: 18 (22); Monat 4: 13 (Korrelation zwischen Gewichtszunahme [Woche 4 zu Monat 3] und Abnahme der KPR: r=-0,48, p=0,027).
Schlussfolgerung: Angesichts der Schwere der Erkrankung könnten die KPR kranker Frühgeborener eine inadäquate adrenale Stressreaktion darstellen. Dies könnte auf der Persistenz fetaler Mechanismen der Kortisolregulation beruhen. Die bei 27% der kranken FG über den dreifachen Median der „gesunden“ FG erhöhte KPR war jedoch nicht mit einem klinischen Vorteil assoziiert. In der anschließenden Wachstumsphase war das Frühgeborene in der Lage, die Produktion des katabolen Hormons Kortisol herunter zu regulieren. [1] Heckmann et al 2005 Pediatr Res (Epub ahead of print). Gefördert durch DFG-Sachbeihilfe (HE 3557/1–1) an M.H. und S.A.W.