Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - V47
DOI: 10.1055/s-2005-871380

Pilotstudie zur spektroskopischen Messung der Rekapillarisierungszeit bei Neugeborenen-Sepsis

JR Fernandez Alvarez 1, FE Lawson 1, C Lawn 1, N Aiton 1, H Jungmann 2, H Rabe 1
  • 1Brighton & Sussex University Hospitals NHS Trust, Brighton, GB
  • 2Krebs-Forschungs-Zentrum, FU Witten/Herdecke, Herdecke, D

Fragestellung: Eines der häufigsten und schwerwiegendsten Probleme von Frühgeborenen ist die Sepsis. Eine schnelle und frühzeitige Stellung der Diagnose ist schwierig, da klinische und laborchemische Zeichen insbesondere am Anfang einer Sepsis sehr unzuverlässig sind. Eine nicht-invasive, objektive Methode zur frühzeitigen Erkennung wäre daher sehr hilfreich. Ziel dieser prospektiven Studie war es, die frühzeitige Erfassung von Sepsis mithilfe des nicht-invasiven Weißlicht-Spektroskopie-Gerätes Mediscan 2000 (MBR Technik, Herdecke, D) zu untersuchen und mit der klinischen Rekapillarisierungszeit zu vergleichen.

Methodik: Bei Frühgeborenen mit klinischem Verdacht auf Sepsis wurde entsprechend allgemeiner Empfehlungen Blut abgenommen und eine antibiotische Therapie begonnen. Die klinische und spektroskopische Messung der Rekapillarisierungszeit wurde unmittelbar nach Blutentnahme durchgeführt. Der Mediscan 2000 misst das totale Hämoglobin im Kapillarbett mithilfe der Weisslicht-Spektroskopie mit kurzer Wegstrecke im Gewebe (Abstand Emitter – Rezeptor 200µm). Hierbei wurde an der Innenseite des Unterarms der Basiswert des totalen Hämoglobins gemessen, dann für 5s ein definierter Druck von 5 Newton mithilfe der Messsonde auf das darunterliegende Gewebe appliziert und anschließend die Zeit zwischen dem Ende der Druck-Stimulation und der Spitze der kapillären Rückfüllungsphase erfasst. Diese wurde mit klinischen und spektroskopischen Zeit-Werten derselben Patienten ohne Sepsis verglichen. Es wurden nur Patienten mit positiver Blutkultur analysiert. Die statistische Auswertung erfolgte mithilfe der Programme EXCEL und SPSS. Zur Beurteilung der Signifikanzniveaus diente der Wilcoxon-Test und für Korrelationsanalysen Spearman's Rho. Ergebnisse mit p-Werten <0.05 wurden als statistisch signifikant bezeichnet. Das Einverständnis der Eltern wurde vorher eingeholt.

Ergebnisse: 21 Patienten (medianes Gestationsalter 28 Wochen, medianes Geburts-Gewicht 1.05kg) erfüllten die Einschlusskriterien. Bei Sepsis betrug die klinische Rekapillarisierungszeit 2s im Vergleich zu 2s ohne Sepsis (p=0,1). Mit dem Mediscan betrug die Rekapillarisierungszeit 7s bei Sepsis im Vergleich zu 4s (p=0,005). In beiden Gruppen bestand eine signifikante Korrelation zwischen den Werten im gesunden und septischen Zustand (klinische Rekapillarisierungszeit p=0.002 und Mediscan p=0.02).

Schlussfolgerungen: Mithilfe der Spektroskopie lassen sich frühzeitiger als mit der klinischen Untersuchung Veränderungen in der kapillaren Reaktivität bei septischen Frühgeborenen erfassen. Größere Studien sind notwendig, um den klinischen Nutzen dieser nicht-invasiven Messmethode zu evaluieren.