Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - V46
DOI: 10.1055/s-2005-871379

Bedeutung der sonographischen Bestimmung des Vena-cava-inferior-Durchmessers in der Hypovolämiediagnostik bei Früh- und Neugeborenen

U Mütze 1, C Gebauer 1, A Bläser 1, F Pulzer 1, E Robel-Tillig 1, M Knüpfer 1
  • 1Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder, Leipzig, D

Fragestellung: Die in der Neonatologie bedeutende Diagnose der Hypovolämie (HV) stützt sich bisher auf die invasive Messung des zentralen Venendruckes oder die nichtinvasive klinische Einschätzung durch Messung der Herzfrequenz (HF), der zentral-peripheren Temperaturdifferenz (z-pT) und der Rekapillarisierungszeit (RZ). Die Studie untersucht, ob, ergänzend zu diesen Parametern, die sonographisch beurteilte Motilität und der Durchmesser der Vena cava inferior (VCI) Hinweise auf das zirkulierende Blutvolumen geben können.

Patienten und Methoden: Nach Ausschluss von myokardialer Schwäche wurden in 220 Untersuchungen bei 152 Kindern sonographisch im Oberbauchlängsschnitt ventrodorsal der maximale (VCmax) und minimale Durchmesser (VCmin) der VCI und der Durchmesser der Aorta abdominalis (AaD) sowie dopplersonographisch die linksventrikuläre Ejektionszeit (LVET) und das Herzminutenvolumen (HMV) bestimmt. Für die Beurteilung der Keislaufsituation definierten wir die beiden Index-Quotienten LVET/HF (Index 1) und LVET/HF x VCmax/ [1-(VCmax-VCmin)] (Index 2). Der Kreislaufzustand der Kinder wurde in 38 Fällen als HV und in 182 Fällen als Normovolämie (NV) klinisch diagnostiziert. Die Einschätzung wurde durch Erfolg der Volumensubstitution (Normalisierung von HF, z-pT und RZ nach Volumengabe) bestätigt.

Ergebnisse: Zur interindividuellen Beurteilung können die VCI-Messwerte auf den ebenso einfach zu messenden AaD (Korrelation mit r=0,54) oder das KG (r=0,48) bezogen werden. Weiterhin fanden wir Korrelationen zum Gestationsalter, zur LVET, zur HF und zum Quotienten LVET/HF. Beim Vergleich zwischen NV und HV betrug der Median des VCmax bei Diagnose NV 34mm (25.Perzentile: 27mm; 75. Perzentile: 43mm) und bei HV 29mm (25: 22mm; 75: 33mm). Der VCmax erreichte im Mittel 68% der Größe des AaD bei NV und 58% bei HV. Der Quotient VCmax/KG zeigte keinen signifikanten Unterschied zwischen NV und HV. Der Index 1 lag bei NV mit einem Median von 1,31 (25: 1,11; 75: 1,54) signifikant (p<0,01) über dem bei HV (Median 0,95; 25: 0,87; 75: 1,12). Der um die Ausdehnung der VCI erweiterte Index 2 steigerte den Unterschied zwischen NV (Median 0,46; 25: 0,33; 75: 0,64) und HV (Median 0,27; 25: 0,22; 75: 0,34; p<0,01).

Schlussfolgerung: Die sonographische Beurteilung der VCI, der Vergleich des VCmax zum AaD sowie insbesondere die etablierten Indizes können im klinischen Alltag die bisher gebräuchlichen Methoden der Hypovolämiediagnostik sinnvoll ergänzen.