Ziel der Studie: Extrem unreife Frühgeborene zeigen ein erhöhtes Risiko für neurologische Langzeitschäden.
Die Beurteilung von General Movements (GM) nach der Methode von Prechtl ist ein verlässlicher
Test, um neurologische Störungen bei reifen Neugeborenen und Frühgeborenen über die
30. Schwangerschaftswoche (SSW) zu erkennen. Jedoch existieren nur wenige Daten in
der Hochrisikogruppe von extrem unreifen Frühgeborenen. Das Ziel dieser Studie ist,
die Entwicklung der GM sowie das psychomotorische Outcome im korrigierten Alter von
12 Monaten bei Frühgeborenen unter der 30. SSW zu evaluieren.
Patienten und Methodik: 18 Frühgeborene, geboren zwischen 24. und 30. SSW, wurden in diese Studie aufgenommen.
Zwei Patienten entwickelten eine intraventrikuläre Hämorrhagie Grad 1–2, 16 Patienten
zeigten einen unauffälligen Schädelsonographiebefund. Die Untersuchung von GM erfolgte
mittels Videoaufnahmen, die zweimal in der ersten Lebenswoche, dann einmal wöchentlich
von der zweiten Lebenswoche bis zum errechneten Geburtstermin und letztmalig im korrigiertem
Alter von 3 Monaten durchgeführt wurden. Die Qualität der GM wurde mittels visueller
Gestaltperzeption nach der Methode von Prechtl beurteilt und in normale und abnormale
(poor repertoire, cramped synchronized, chaotic) GM klassifiziert. Fidgety movements
wurden in normale, abnormale und fehlende fidgety movements eingeteilt. Die psychomotorische
Entwicklung im korrigierten Alter von 12 Monaten wurde mittels Bayley Scales of Infant
Development und klinischer Untersuchung bewertet.
Ergebnisse: Bei Frühgeborenen bis zur 37. SSW betrug die Inzidenz des poor repertoire Musters
88%, bei Frühgeborenen zwischen der 24. und 27. SSW 100% und zum errechneten Geburtstermin
75%. Normale GM zeigten eine Inzidenz von 9% bis zur 37. SSW und 25% zum errechneten
Geburtstermin. Cramped synchronized GM zeigten eine Inzidenz von 3% bis zur 37. SSW.
Bei 50% wurde während des gesamten Untersuchungszeitraumes ausschließlich ein poor
repertoire Muster beobachtet. Alle Patienten entwickelten normale fidgety movements
und hatten ein normales psychomotorisches Outcome im korrigierten Alter von 12 Monaten.
Schlussfolgerungen: Poor repertoire ist das dominante GM-Muster bei extrem unreifen Frühgeborenen, die
zwischen der 24. und 30.SSW geboren sind, wobei sich dieses Bewegungsmuster vor der
28. SSW nicht normalisiert. Das psychomotorische Kurzzeit-Outcome war bei allen diesen
Patienten zwar normal, Langzeit-Outcome Daten sind aber erforderlich, um eventuell
erst später erfassbare neurologische Auffälligkeiten zu diagnostizieren.