Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - V42
DOI: 10.1055/s-2005-871375

Entwicklung von General Movements und das psychomotorische Outcome im Alter von 12 Monaten bei Frühgeborenen zwischen der 24. und 30. Schwangerschaftswoche

E Czternastek 1, K Klebermass 1, M Olischar 1, M Hulek 1, C Kohlhauser-Vollmuth 1, A Pollak 1, M Weninger 1
  • 1Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Wien, A

Ziel der Studie: Extrem unreife Frühgeborene zeigen ein erhöhtes Risiko für neurologische Langzeitschäden. Die Beurteilung von General Movements (GM) nach der Methode von Prechtl ist ein verlässlicher Test, um neurologische Störungen bei reifen Neugeborenen und Frühgeborenen über die 30. Schwangerschaftswoche (SSW) zu erkennen. Jedoch existieren nur wenige Daten in der Hochrisikogruppe von extrem unreifen Frühgeborenen. Das Ziel dieser Studie ist, die Entwicklung der GM sowie das psychomotorische Outcome im korrigierten Alter von 12 Monaten bei Frühgeborenen unter der 30. SSW zu evaluieren.

Patienten und Methodik: 18 Frühgeborene, geboren zwischen 24. und 30. SSW, wurden in diese Studie aufgenommen. Zwei Patienten entwickelten eine intraventrikuläre Hämorrhagie Grad 1–2, 16 Patienten zeigten einen unauffälligen Schädelsonographiebefund. Die Untersuchung von GM erfolgte mittels Videoaufnahmen, die zweimal in der ersten Lebenswoche, dann einmal wöchentlich von der zweiten Lebenswoche bis zum errechneten Geburtstermin und letztmalig im korrigiertem Alter von 3 Monaten durchgeführt wurden. Die Qualität der GM wurde mittels visueller Gestaltperzeption nach der Methode von Prechtl beurteilt und in normale und abnormale (poor repertoire, cramped synchronized, chaotic) GM klassifiziert. Fidgety movements wurden in normale, abnormale und fehlende fidgety movements eingeteilt. Die psychomotorische Entwicklung im korrigierten Alter von 12 Monaten wurde mittels Bayley Scales of Infant Development und klinischer Untersuchung bewertet.

Ergebnisse: Bei Frühgeborenen bis zur 37. SSW betrug die Inzidenz des poor repertoire Musters 88%, bei Frühgeborenen zwischen der 24. und 27. SSW 100% und zum errechneten Geburtstermin 75%. Normale GM zeigten eine Inzidenz von 9% bis zur 37. SSW und 25% zum errechneten Geburtstermin. Cramped synchronized GM zeigten eine Inzidenz von 3% bis zur 37. SSW. Bei 50% wurde während des gesamten Untersuchungszeitraumes ausschließlich ein poor repertoire Muster beobachtet. Alle Patienten entwickelten normale fidgety movements und hatten ein normales psychomotorisches Outcome im korrigierten Alter von 12 Monaten.

Schlussfolgerungen: Poor repertoire ist das dominante GM-Muster bei extrem unreifen Frühgeborenen, die zwischen der 24. und 30.SSW geboren sind, wobei sich dieses Bewegungsmuster vor der 28. SSW nicht normalisiert. Das psychomotorische Kurzzeit-Outcome war bei allen diesen Patienten zwar normal, Langzeit-Outcome Daten sind aber erforderlich, um eventuell erst später erfassbare neurologische Auffälligkeiten zu diagnostizieren.