Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - V32
DOI: 10.1055/s-2005-871365

Aktuelle ECMO-Indikationen zur extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO)

S Kuntz 1, J Sartoris 1, S Demirakca 1, T Schaible 1
  • 1Universitäts-Kinderklinik Mannheim, Mannheim, D

Fragestellung: Weltweit geht die Zahl der ECMO-Patienten als Folge der Optimierung von medikamentöser und Beatmungstherapie zurück. Die Hauptindikation stellt das schwere Lungenversagen bei konnataler Zwerchfellhernie (CDH) dar, aber auch Patienten mit Mekoniumaspirationssyndrom (MAS), Pneumonien und Sepsis können einen ECMO-Bedarf entwickeln. Als Komplikation kann bei diesen Erkrankungen ein Barotrauma in Form eines Pneumothorax, -mediastinums oder -peritoneums auftreten. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, welche Erkrankungen in einem großen ECMO-Zentrum neben der CDH gehäuft zu einem ECMO-pflichtigen Lungenversagen führen und welche Auswirkungen bei Vorhandensein eines Barotraumas bezüglich des ECMO-Bedarfs und Outcome festzustellen sind.

Methodik: Retrospektiv wurden die Daten von Neugeborenen und Kindern, die im Zeitraum vom 1.1.2000 bis 31.12.2004 in der Universitäts-Kinderklinik Mannheim einer ECMO unterzogen wurden, analysiert.

Ergebnisse: Im genannten Zeitraum wurden 133 Patienten mit ECMO behandelt. Am häufigsten, in 91 Fällen, waren Kinder mit CDH betroffen. Dies entspricht einem Prozentsatz von 54% aller Neugeborenen mit CDH und 68% aller ECMO-Patienten. Die zweithäufigste ECMO-Diagnose war das Lungenversagen im Rahmen einer Pneumonie. Bei 11 Kindern (4 Neugeborenen und 7 Kindern im Alter von 2 Tagen bis 4,5 Jahren) musste wegen dieser Grunderkrankung die ECMO eingesetzt werden, bei 6 (55%) dieser Patienten wurde der Prä-ECMO-Verlauf durch ein schweres Barotrauma kompliziert. Fünf dieser 6 Kinder überlebten, in einem Fall konnte auch nach 3 1/2-wöchiger ECMO-Therapie die schwer geschädigte Lunge nicht ausheilen. Die dritthäufigste Diagnose war das MAS, das bei 18 (36%) von 50 Kindern zur ECMO führte. Alle 3 Patienten mit MAS, die mit einem zusätzlichen Barotrauma nach Mannheim verlegt wurden, konnten nur noch mittels ECMO ausreichend oxygeniert werden. Nach überstandener Akutphase konnten alle 3 Patienten wieder stabil in die Heimatkliniken verlegt werden.

Schlussfolgerung: Pneumonien und das MAS gehören nach der CDH zu den häufigsten ECMO-Indikationen. Ein zusätzliches Barotrauma erhöht das ECMO-Risiko deutlich. Mittels ECMO kann das Überleben auch dieser Hochrisikopatienten durch die Reduktion einer traumatisierenden Beatmung ermöglicht werden.