Fragestellung: CCHS (Undine-Syndrom) ist eine Störung der Entwicklung des autonomen Nervensystems.
Charakteristisch für dieses seltene Krankheitsbild ist eine alveoläre Hypoventilation
und die Notwendigkeit der maschinellen Beatmung. Das CCHS stellte bisher eine Ausschlussdiagnose
nach teils invasiver Diagnostik dar. Nach neueren Veröffentlichungen besteht eine
starke Assoziation zwischen heterozygoten Mutationen im Polyalanin-Repeat des Exons
3 des PHOX2b Gens (PA-Repeat) und CCHS(1). Aufgrund des hohen GC-Gehalts kann es bei
der PCR-Amplifikation des PA-Repeat zur Bevorzugung eines Allels kommen, wodurch die
Nachweisbarkeit der Mutation erschwert wird(2). Ziel unserer Arbeit war es, eine zuverlässige
Nachweismethode für Polyalanin-Expansionen im PHOX2b Gen zu entwickeln. Diese Methodik
wurde in klinischen Proben von Patienten aus Deutschland angewendet.
Methodik: Wir erhielten Proben von 14 Patienten mit Verdacht auf CCHS. Die Verdachtsdiagnose
war durch die betreuenden Ärzte gestellt worden und wurde anhand eines Fragebogens
nach den Richtlinien der American Thoracic Society(3) evaluiert. Bei 7 Patienten konnte
der Verdacht aufgrund des klinischen Bildes nicht bestätigt werden. Die anderen sieben
Patienten mit klinisch gesichertem CCHS werden im Schlaf beatmet, etwa die Hälfte
weist zusätzlich Symptome autonomer Dysfunktionen auf.
Die PCR-Amplifikation des PA-Repeats erfolgte in Acetatpuffer und 1,5 M Betain. Eine
Gelelektorphorese (GE) wurde durchgeführt. Bei einer heterozygoten Mutation im PHOX2b
Gen stellen sich die beiden Allele als Doppelbande dar, der Wildtyp (WT) erscheint
als Einzelbande. Dies wurde bei jedem Patienten durch Fragmentlängenanalyse mit fluoreszenzmarkiertem
Oligonokleotidprimer (FLA) bzw. Sequenzierung des kodierenden Abschnitts des Exon
3 verifiziert und die exakte Länge der Expansion erhoben.
Ergebnisse: Bei 6 der 7 klinisch gesicherten Patienten konnten Mutationen im PA-Repeat festgestellt
werden. Eine genauere Klassifizierung erfolgte durch FLA, wobei eine neue 17 bp Deletion
bei einem Patienten mit Aganglionose des gesamten Darms entdeckt wurde. Bei allen
Patienten, die im Gelbild als WT in Erscheinung traten, konnte auch in der Sequenzierung
des Exon 3 des PHOX2b Gens eine Mutation und somit auch ein Allelverlust bei der Amplifikation
des PA-Repeats, ausgeschlossen werden. Es ist somit gelungen eine Methode zu entwerfen,
die eine frühzeitige, nicht belastende Diagnosestellung ermöglicht.
Schlussfolgerung: Bei einem hohen Prozentsatz deutscher Patienten mit klinisch gesichertem CCHS ist
die Mutation im PA-Repeats des PHOX2b Gens durch eine einfache Methode sicher nachweisbar.
Eine Änderung der empfohlenen Diagnostik-Reihenfolge sollte erwogen werden. Die Betrachtung
des CCHS als Ausschlussdiagnose ist nicht mehr zutreffend.
(1) Weese-Mayer et al. Am J Med Genet, 2003. 123A(3):267–278
(2) Matera, et al. J Med Genet, 2004. 41(5):373–380
(3) American Thoracic Society; Am J Respir Crit Care Med, 1999. 160(1):368–373