Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - V16a
DOI: 10.1055/s-2005-871349

Strategien zur Prävention neonataler Lungenschäden

RR Wauer 1
  • 1Charité –Universitätsmedizin Berlin, Berlin, D

Die bronchopulmonale Dysplasie BPD ist heute eine Erkrankung der Kinder mit einem Geburtsgewicht <1000g bis <1250g, sie mit 1 bis 2 Erkrankte auf 1000 Lebendgeborene eine der häufigsten pulmonalen Erkrankungen. Aus der anwendung von BPD-Präventionsstrategien für die sehr unreifen Frühgeborenen werden auch reifere Neugeborene profitieren.

Im Mittelpunkt der in wesentlichen Prozessen noch unklaren Pathogenese steht ein exzessiver exsudativer Entzündungsprozess (Groneck 1997) durch Einwirkung verschiedener externer Schadfaktoren wie Infektion (Goldenberg 2004, Watterberg 1996), Biotrauma (Towers & Wung 1995, Björklund 1997, Tremblay 1998, Albertine 1999; Coalson 1999) und Sauerstoff (Saugstad 1998, 2000) auf die (meist) unreifen Atemwege und Alveolen, die zur Lungengewebsläsion mit abnormer Heilung führt. Die wichtigste erfolgreiche BPD-Präventions-Strategie bisher ist die Kombination pränataler Lungenreifeinduktion mit Glukokortikoiden und postnatale Surfactantgabe (Jobe 2000). Da die alleinige postnatale Surfactantanwendung keine Senkung der BPD-Rate bewirkte (Yost 1999, Soll 2001), ein Heilungsansatz nicht erkennbar ist und für die Prävention perinataler Infektionen bisher kein effektiver strategischer Ansatz (Jobe 2004) gefunden wurde, konzentriert sich die BPD-Prävention auf (1) Einsatz von Antioxydantien, (2) von Glukokortikoiden (s.u.) und (3) auf Elimination der identifizierten Schadfaktoren. Zu (1): Klinische Studienergebnisse zeigen den erfolgreichen Einsatz von Antioxydantien (Vitamin A, Superoxyd Dysmutase: Tyson: NEJM 1999) zur Prävention der BPD. Zu (2): Obwohl umfangreiche Studienergebnisse und deren Meta-Analysen die Effektivität der bei beatmungspflichtiger BPD antiphlogistisch eingesetzten Glukokortikoide belegen (Hallday Cochrane 2004), ist diese Anwendung von Glukokortikoiden wegen ihrer in der VLBW-Population eindeutig neurotoxischen Wirkung (Yeh 2004) wieder verlassen worden (Shinwell 1999, O'Shea 1999).Zu (3): Reduktion der postnatalen pulmonalen Sauerstoffexposition und Favorisieren von Methoden, die eine Beatmung vermeiden bzw. die Beatmungsdauer verkürzen (Insure-Technik: Verder 1999, früher CPAP-Einsatz: Kamper 1994, Towers & Wung 1995, Lindner 1999, Dani 2004). All diese Maßnahmen sind rational mit tierexperimentellen Ergebnissen, klinischen Beobachtungen und neuerdings mit klinischen Studien bzw. Meta-Analysen unterlegt (Davis 2004; Saugstadt 2004; Morley 2004).