Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - V14
DOI: 10.1055/s-2005-871346

Pathologische postnatale zerebrale Perfusionsparameter als frühzeitiger prädiktiver Parameter einer gestörter neurologischen Entwicklung Frühgeborener im Alter von 7 Jahren

E Robel-Tillig 1, A Merkenschlager 1, L Gimpel 1, M Knüpfer 1, F Pulzer 1, C Vogtmann 1
  • 1Universitätskinderklinik Leipzig, Leipzig, D

Ziel: Die Bedeutung zerebraler Perfusionsparameter in den ersten Lebenstagen für die Prädiktion der neurologischen Entwicklung Frühgeborener im Alter von 7 Jahren soll im Rahmen einer prospektiven Untersuchung überprüft werden.

Methoden: In den Jahren 1995–97 wurden 50 Frühgeborene (FG) (Gestationsalter 24.- 34. SSW) dopplersonographisch untersucht. Innerhalb der ersten 5 Lebenstage wurden die systolische Spitzengeschwindigkeit, mittlere Geschwindigkeit, enddiastolische Geschwindigkeit und der Pulsatilitätsindex in der Arteria cerebri anterior (ACA) ermittelt und mit alterabhängigen Normwerten verglichen. Diese Kinder wurden 2003 im Alter von 6–8 Jahren entwicklungsneurologisch von einem unabhängigen Untersucher beurteilt. Die Resultate der neurologischen Untersuchung wurde in Korrelation zu den postnatalen Perfusionsbefunden der ACA bewertet.

Ergebnisse: Normale Blutflussparameter ließen sich bei 24 FG (Gruppe 1) darstellen, pathologische Werte bei 26 FG (Gruppe 2). Die FG beider Gruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich des Gestationsalters (30,1 vs.30,5 SSW), Geburtsgewicht (1450g vs.1436g), NSApH (7,26 vs. 7,23) und Apgar- Score (6/7/8). Der einzig signifikante Unterschied hinsichtlich erhobener perinataler Parameter war der Geburtsmodus. 16% der FG beider Gruppen (4 vs. 5) wurden spontan geboren. Eine primäre Sectio caesarea wurde bei 16 FG (66%) der Gruppe 1 und 7 FG (26%) der Gruppe 2 durchgeführt, während 4 FG (18%) der Gruppe und 15 FG (58%) der Gruppe 2 durch sekundäre Sectio geboren wurden. Das mediane Alter zum Zeitpunkt der neurologischen Untersuchung betrug in Gruppe 1: 7 Jahre 3/12 und in Gruppe 2: 7 Jahre 8/12. Es konnte eine signifikant bessere neurologische Entwicklung der FG der Gruppe 1 festgestellt werden. Die bedeutendsten Differenzen wurden hinsichtlich schwerer Störungen der Motorik (4%/n=1 vs. 24%/ n=6), ausgeprägter Beeinträchtigungen des Hörvermögens (12%, n=3 vs. 27% n=7), schwerwiegender ophthalmologischer Störungen (12%/n=3 vs. 31%, n=8) und eines gestörten Sozialverhaltens (8%/n=2 vs. 31%, n=8) aufgezeigt werden.

Schlussfolgerungen: Wir konnten eine enge Korrelation zwischen postnatal pathologischen Perfusionsparametern der ACA und einer beeinträchtigten neurologischen Entwicklung im 7. Lebensjahr darstellen. Die dopplersonographische Beurteilung der zerebralen Blutflussparameter weist damit einen prädiktiven Wert für die neurologische Entwicklung ehemaliger Frühgeborener auf. Die Ursache für die postnatale Perfusionsstörung lässt sich mit dieser Studie nicht eindeutig klären. Eine prolongierte Kopfkompression bei protrahierten Geburt, die einer sekundären Sectio caesarea vorausgehen kann, wäre sich als wesentlicher Faktor in folgenden Untersuchungen zu beweisen.