Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209 - V13
DOI: 10.1055/s-2005-871345

Einfluss von intra-/periventrikulären Blutungen auf die Hirnaktivität von Frühgeborenen (FG) zwischen 24 und 29 SSW im amplituden-integrierten EEG

M Olischar 1, K Klebermass 1, G Hönigsberger 1, A Pollak 1, M Weninger 1
  • 1AKH Kinderklinik Wien, Wien, A

Fragestellung: Ziel der Studie war die Untersuchung der Veränderungen der Hirnaktivität bei FG vor der 30. Schwangerschaftswoche mit intra-/periventrikulären Blutungen im Langzeitverlauf mittels aEEG.

Methodik: Es wurden konsekutiv alle FG vor der 30. Schwangerschaftswoche, die im Studienzeitraum von Jänner 2000 bis Jänner 2003 an der neonatologischen Intensivstation der Kinderklinik Wien aufgenommen wurden, einmal wöchentlich über einen Zeitraum von 4 Stunden mittels aEEG (Cerebral Function Monitor; Lectromed, UK) untersucht. Jene Patienten, die eine intra-/periventrikuläre Blutung entwickelten (Schädelultraschall), bildeten das Studienkollektiv (insgesamt 60 Patienten, 18 FG (=30%) zeigten eine IVH I, 12 FG (=20%) eine IVH II, 19 FG (=31%) eine IVH III und 11 FG (=19%) eine IVH IV), neurologisch gesunde FG dienten als Kontrollgruppe. Die Auswertung der Kurven erfolgte zum einen deskriptiv mittels Mustererkennung, zum anderen quantitativ mittels Amplitudenvermessung nach einer abgewandelten Methode nach Thornberg und Thiringer. Die Einteilung der Hirnblutungen erfolgte nach Papile et al.

Ergebnisse: Patienten mit einer IVH I zeigten keine Veränderungen ihrer Ableitungsmuster im Vergleich zum Normalkollektiv. Kinder mit IVH II zeigten in 10% aller Fälle eine Zunahme an Diskontinuität, jedoch kein verzögertes Auftreten von Schlaf-Wach-Zyklen. FG mit einer IVH III zeigten in 60% aller Fälle diskontinuierliche Ableitungskurven, Schlaf-Wach-Zyklen traten um 2 Wochen später auf als im Normalkollektiv. Kinder mit einer IVH IV zeigten zu 100% diskontinuierliche Ableitungskurven, Schlaf-Wach-Zyklen traten um 4 Wochen verzögert im Vergleich zum Normalkollektiv auf. Patienten mit IVH III/IV zeigten außerdem in 60% saw-tooth-pattern als Hinweis auf Krampfaktivität. Bei 4 Kindern konnte zum Zeitpunkt des Blutungsbeginnes die Hirnaktivität im aEEG dokumentiert werden, wobei es zu einer plötzlichen massiven Abflachung der bisher normalen Kurve kam.

Schlussfolgerung: Umso höhergradig die intra-/periventrikuläre Blutung, umso deutlicher die Zunahme der Diskontinuität und umso später das Auftreten von Schlaf-Wach-Zyklen. Höhergradige Hirnblutungen (IVH III/IV) waren zusätzlich mit einer deutlich höheren Rate an saw-tooth-pattern als Hinweis auf Krampfaktivität verbunden. Zum Zeitpunkt des Auftretens der Blutung zeigte sich eine abrupte Abflachung des Ableitungsmusters.