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DOI: 10.1055/s-2005-871340
Einfluss einer maternalen Magnesiumtherapie auf die Hirnblutungsrate von VLBW-Frühgeborenen
Fragestellung: Kürzlich wurde von einer amerikanischen Arbeitsgruppe eine erhöhte Prävalenz von Hirnblutungen bei VLBW-Frühgeborenen, deren Mütter hohe Magnesium-Spiegel aufwiesen, berichtet (J Pediatr 2002; 140:540–6). Wir untersuchten in einer aktuellen multizentrischen Studie die Auswirkung einer Magnesiumtokolyse auf die Prävalenz von Hirnblutungen bei VLBW-Frühgeborenen.
Methodik: Im Rahmen einer multizentrischen Studie zu den Auswirkungen genetischer Polymorphismen auf den klinischen Verlauf von VLBW-Frühgeborenen wurde für jedes teilnehmende Frühgeborene ein Datensatz von etwa 200 einzelnen Items erhoben, der u.a. alle antenatalen medikamentösen Therapien und die Ursache der zu frühen Geburt umfasste. In einer Multivarianzanalyse wurden alle antenatalen medikamentösen Therapien, das Gestationsalter, die Ursache der zu frühen Geburt, die Herkunft der Mutter und der Geburtsort (inborn vs. outborn) auf ihre Assoziation zu der abhängigen Variablen „intraventrikuläre Hämorrhagie (Grad 1–4)“ geprüft.
Ergebnisse: Von September 2003 bis November 2004 erfüllten 536 VLBW-Frühgeborene die Einschlusskriterien unserer Studie und konnten bis zur Entlassung beobachtet werden. 421 Kinder (78,5%) wurden eingeschlossen. Daten zur Magnesiumtokolyse lagen von 416 Kindern vor. Eine maternale Magnesiumtokolyse wurde bei 117 von 416 VLBW-Frühgeborenen durchgeführt. 30 dieser 117 Frühgeborenen (25,6%) erlitten eine Hirnblutung, während von den übrigen 299 Frühgeborenen nur 16,1% eine Hirnblutung entwickelten (p=0,024, Chi-square-Test). Die Ergebnisse der Multivarianzanalyse nach Ausschluss nicht prädiktiver Faktoren fasst die Tabelle zusammen. Neben dem Gestationsalter (erhöhtes Risiko je niedriger die Schwangerschaftswoche) und der Geburt in einer Frauenklinik mit kontinuierlicher pädiatrischer Betreuung (protektiv gegen Hirnblutungen) war die antenatale Gabe von Magnesium ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Hirnblutung.
Schlussfolgerung: In unserer Studie war die antenatale Gabe von Magnesium mit einer erhöhten Hirnblutungsrate assoziiert. Für niedrig dosierte antenatale Magnesiumgaben wurden neuroprotektive Effekte beschrieben (JAMA 2003; 290:2669–76). Unsere Beobachtung stützt die Hypothese, dass Magnesium, insbesondere bei der höher dosierten Anwendung im Rahmen einer Tokolyse, auch zu einer erhöhten Prävalenz von Hirnblutungen führen könnte (JAMA 2004; 291:940–1). Allerdings beweist unsere Studie aufgrund des deskriptiven, nicht randomisierten Designs keinen kausalen Zusammenhang zwischen Magnesiumtokolyse und Hirnblutungen bei VLBW-Frühgeborenen.
* Multivarianzanalyse |
|||
Unabhängige Variable |
Odds ratio |
95% Konfidenzintervall |
p* |
Gestationsalter (pro Woche) |
1,2 |
1,1–1,4 |
<0,001 |
Inborn |
0,37 |
0,18–0,75 |
0,006 |
Magnesiumtokolyse |
2,0 |
1,16–3,5 |
0,012 |