Aktuelle Ernährungsmedizin 2005; 30 - 57
DOI: 10.1055/s-2005-871159

Verminderte Lebensqualität durch Mangelernährung

K Norman 1, H Kirchner 1, H Lochs 1, M Pirlich 1
  • 1Charité Universitätsmedizin, Klinik m.S. Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Berlin, Deutschland

Hintergrund: Mangelernährung ist ein häufiges Problem bei gastroenterologischen Patienten. In dieser Studie wurde untersucht, inwiefern die Lebensqualität gastroenterologischer Patienten durch den Ernährungszustand beeinflusst wird.

Patienten und Methoden: 160 konsekutiv aufgenommene Patienten mit Leberzirrhose (n=53), chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (n=47) und einem Alter über 55 Jahren mit benignen Erkrankungen, (n=60) wurden eingeschlossen. Bei stationärer Aufnahme wurde die Körperzusammensetzung mittels Bioelektrischer Impedanzanalyse ermittelt und die Muskelfunktion durch Handkraftdynamometrie und Peak-flow-Messung gemessen. Der Ernährungszustand wurde mit dem Subjective Global Assessment bestimmt. Die Lebensqualität wurde anhand des validierten SF-36-Fragebogens erhoben, der acht verschiedene Teilgebiete der Lebensqualität abfragt. Diese acht Einzelkomponenten werden zu zwei übergeordneten Komponenten zusammengefasst, der physischen (PCS) und der mentalen (MCS) Lebensqualität.

Ergebnisse: Verglichen mit einer gesunden Referenzpopulation hatten alle Patienten in den acht Teilgebieten eine verringerte Lebensqualität. Es ergab sich eine schwache Korrelation zwischen Handkraft (r=0,259, p=0,002), respiratorischem Spitzenfluss (r=0,258, p=0,002), Körperzellmasse (r=0,174, p=0,03) und der Komponente „physische Aktivität“. 59 Patienten (37%) wurden als mangelernährt (SGA B oder C) eingestuft und hatten eine signifikant niedrigere BCM (p=0,01) und Handkraft (p=0,021) als die wohlernährten Patienten. Die Lebensqualität der mangelernährten Patienten war im Vergleich zu den wohlernährten bei 6 der 8 Komponenten signifikant geringer. Durch Zusammenfassung in die beiden übergeordneten Komponenten zeigte sich allerdings nur bei PCS eine signifikante Verschlechterung (p=0,02). Dahingegen reichte eine verringerte Nahrungsaufnahme innerhalb der letzten zwei Wochen vor stationärer Aufnahme aus, um die Lebensqualität auf allen 8 Teilgebieten sowie der PCS (p=0,08) und MCS (p=0,02) signifikant zu verschlechtern, obwohl noch keine anderen Beeinträchtigungen messbar waren.

Schlussfolgerung: Ein reduzierter Ernährungszustand beeinträchtigt wesentlich die physischen Aspekte der Lebensqualität. Bereits eine rezente Verminderung der Nahrungsaufnahme hat jedoch eine starke Verringerung sowohl des körperlichen als auch des mentalen Wohlbefindens zu Folge.