Zentralbl Gynakol 2005; 127 - P3_13
DOI: 10.1055/s-2005-870796

Ein positiver Schangerschaftstest ohne Schwangerschaft – Kasuistik eines Klarzell-Ovarialkarzinoms

W Jäger 1
  • 1Düsseldorf

Eine 39-jährige Patientin wurde mit den Zeichen eines akuten Abdomens in der Klinik vorgestellt. Sie war seit einer Woche wegen des Verdachts auf eine Adnexitis mit Antibiotika behandelt worden. Abwehrspannung, jedoch kein Uterus-, Schiebe- oder Lüftungsschmerz. Im Ultraschall fand sich ein gegenüber dem rechten Ovar geringfügig vergrößertes linkes Ovar sowie Exsudat im Douglas. CRP erhöht (15mg/dl), Leukozytenzahl normal. Zusätzlich fanden sich jedoch ein positiver Schwangerschaftstest und eine hCG-Serumkonzentration von 1.500 kU/mL.

Die Patientin wurde unter der Verdachtsdiagnose einer rupturierten Extrauteringravidität laparoskopiert. Dort fand man circa 100ml serösen Ascites im Douglas, und einen „verbackenen“ Ovarialtumor. Sonst im Abdomen keine weiteren Auffälligkeiten. Die histologische Untersuchung des Ovarialtumors ergab ein Klarzellkarzinom des Ovars.

Nach 9 Tagen wurde eine Laparotomie angeschlossen. In diesem Rahmen wurde eine totale Tumorentfernung durchgeführt mit retroperitonealer Uterus-, Ovar- und Rektum/Sigma en bloc Resektion. Lymphonodektomie iliacal und paraaortal. Resektion von großem und kleinem Netz und totale Peritonektomie. Spülflüssigkeit am Ende er OP. R0-Status.

Es ergab sich ein Klarzellkarzinom des Ovars mit Befall der äußeren Oberfläche des Ovars, beider Netze und des gesamten – makroskopisch unauffälligen – Peritoneums. Die Spülflüssigkeit enthielt Karzinomzellen, an der Endoskop-Einstichstelle waren Granulome gewachsen mit Karzinomzellen.

Postoperativ fiel innerhalb von 14 Tagen das erhöhte CA 125 sukzessive von 850 kU/L auf 120 ku/L und das hCG fiel auf 120 IU/mL ab. Bei Entlassung war CA 125 unverändert, aber das hCG war wieder auf 500 IU/ml angestiegen.

Klarzellige Karzinome des Ovars finden sich im Vergleich zu den serösen Karzinomen häufiger nei Nulliparae und sind assoziiert mit einer Endometriose. Sie haben generell auch eine schlechtere Prognose, aber – wie in diesem Fall – im Stadium T3a, ist diese Differenzierung nur noch von geringer Bedeutung für die Prognose.

Die hCG-Produktion dieses Tumors führte zunächst zur Fehldiagnose: „EU“. Es ist immer wieder berichtet worden, dass Ovarialkarzinome hCG produzieren können. In systemischen Untersuchungen konnten wir nachweisen, dass dies vor allem bei sehr aggressiven Karzinomen der Fall ist. Man muss davon ausgehen, dass dieses hCG von Syncytiothrophblasten gebildet wird. Demnach wäre eigentlich zu überlegen, ob die chemotherapeutische Behandlung der Patientin nach den Richtlinien der erfolgreichen GTD-Behandlungen erfolgen sollte, also z.B EMA-CO?

Das wurde leider bisher nie versucht!