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DOI: 10.1055/s-2005-870792
Die Tuberkulose – eine intraoperative Differentialdiagnose zur Peritonealkarzinose. Ein Fallbericht
Einleitung: Weltweit stellt die Tuberkulose ein ernst zu nehmendes Problem dar. Mit knapp 2 Millionen Todesfällen ist sie die am häufigsten zum Tode führende behandelbare Infektionskrankheit. Seit den 80er Jahren ist ein starker Anstieg von Tuberkuloseerkrankungen in den Industrieländern, bedingt durch Immigration aus der dritten Welt und Osteuropa zu verzeichnen. 80% der Erkrankungen treten als Lungentuberkulose auf. Die Genital-Tuberkulose ist heute sehr selten, so dass sie oft nicht in differentialdiagnostische Überlegungen einbezogen wird. Mit dem vorliegenden Fall soll die Problematik der Genital-Tuberkulose fokussiert werden.
Fallbericht: Eine 67-jährige Türkin wird wegen Verdacht auf Peritonealkarzinose aus der Medizinischen Klinik übernommen. Bei der Pat. besteht seit 5 Monaten ein chronischer Reizhusten, ein Gewichtsverlust und ein unklarer Aszites. In der Medizinischen Klinik ist die Pat. bereits durchuntersucht worden. Eine Gastroskopie und ein CT Abdomen waren unauffällig. Weder im Magensaft, im Sputum noch im Aszites konnten maligne Zellen oder säurefeste Stäbchen nachgewiesen werden. Im CT Thorax zeigte sich eine beidseitige Lungenembolie bei unauffälliger Klinik. Die Leberpunktion ergab keinen Anhalt für eine Zirrhose, jedoch angedeutet epitheloidzellig differenzierte Makrophagen. Der Tine-Test war negativ, ein zusätzlicher GT 10-Tuberkulin-Test war schwach positiv. Der Tumormarker CA 12–5 war mit 218 bis 298 U/ml erhöht. Die diagnostische Laparoskopie zeigt makroskopisch den hochgradigen Verdacht einer Peritonealkarzinose. Die Histologie ergibt eine hochgradige Epitheloidzellgranulomatose des Peritoneums mit zahlreichen teilweise konfluierenden klein- und großknotigen Epitheloidzellgranulomen ohne eine Verkäsung, die prinzipiell an eine Tuberkulose oder Sarkoidose denken lässt. Es folgte die Behandlung der Patientin mit einer 4-fach Antibiose (Rifampicin 600mg/die, Isozid comp. 300mg/die, Ethambutol 1,6g/die, Pyrazinamid 2g/die) bis zur Ausheilung der Tuberkulose.
Schlussfolgerung: Trotz fehlenden Nachweises säurefester Stäbchen im Sputum und Aszites und eines negativen Tine-Testes ist eine Peritonealtuberkulose nicht auszuschließen und konnte im vorliegenden Fall nur histologisch nachgewiesen werden. Aufgrund einer ähnlichen Befundkonstellation mit CA 12–5-Erhöhung, Aszites und Gewichtsverlust ist die Tuberkulose als Differentialdiagnose zur Peritonealkarzinose mit einzubeziehen.