Zentralbl Gynakol 2005; 127 - P2_11
DOI: 10.1055/s-2005-870782

Assoziierte Tumoren in 266 Familien mit einer nachgewiesenen BRCA1/2 Mutation bzw. hohen Wahrscheinlichkeit für ein anderes autosomal dominantes Hochrisikogen

K Bosse 1
  • 1Köln

Fragestellung: Mutationen in den Erbanlagen BRCA1/2 gehen mit einem signifikant erhöhten Risiko einher, zeitlebens an Brust oder Eierstockkrebs zu erkranken. Beide Erbanlagen sind Teil eines gemeinsamen pathways, der u.a. eine ungestörte DNA Replikation und DNA Reperaturmechanismen gewährleistet. Diese grundlegende Funktion lässt vermuten, dass BRCA1/2 Mutationen über Brust und Eierstockkrebs hinaus eine Disposition für weitere Tumorentitäten darstellen.

Methodik: Die folgenden Daten wurden im Rahmen einer prospektiven Studie erhoben, die durch die Deutsche Krebshilfe unterstützt wird. Unser Untersuchungskollektiv umfasst 2982 Familienmitglieder aus insgesamt 266 Hochrisikofamilien. 425 Probanden sind Träger einer BRCA1/2 Mutation, bei 329 Familienmitgliedern konnte eine unklassifizierte Variante (UV) festgestellt werden und 550 wiesen keine Mutation in einem der Brustkrebsgene auf obwohl eine ausgeprägte familiäre Belastung für Brust und/oder Eierstockkrebs vorlag. Bei den übrigen 1651 Probanden handelt es sich um erstgradig Verwandte der oben genannten genetisch charakterisierten Gruppen. Formal genetisch liegt für letztere ein Risiko von 50% vor, Mutationsträger zu sein.

Ergebnisse: Es wurden die assoziierten Tumoren und ihre Häufigkeiten in den jeweiligen Untergruppen evaluiert. Folgende Krebsarten wurden am häufigsten berichtet: Darmkrebs (57), Lungenkrebs (34), Leukämie und Lymphome (23), Melanome (18), Prostatakrebs (16) und Bauchspeicheldrüsenkrebs (14). Im Vergleich der Gruppen traten in der Gruppe der negativ getesteten für eine BRCA1/2 Mutation gastrointestinale Tumore am häufigsten auf. Melanome waren eher unter Trägern einer BRCA1 Mutation anzutreffen, wohingegen Prostatakrebs vorherrschend bei BRCA2 Mutationsträgern gefunden wurde.

Schlussfolgerung: Zusammenfassend sind assoziierte Tumore selten in den untersuchten Brust und Eierstockkrebsfamilien. BRCA1, BRCA2 positive und BRCA1/2 negative Familien weisen unterschiedliche Tumorentitäten auf. Diese Tatsache mag zur weiteren phänotypischen Charakterisierung der Familien beitragen. Dennoch sollten zukünftig die genannten Tumorentitäten im Hinblick auf adäquate Vorsorgeuntersuchungen eventuell Berücksichtigung finden.

Unsere Arbeit wurde unterstützt durch die Deutsche Krebshilfe.