Zentralbl Gynakol 2005; 127 - FV3_5
DOI: 10.1055/s-2005-870761

Ein Polymorphismus im Androgenrezeptor-Gen (CAG-repeats) ist mit dem PCOS assoziiert

AN Schüring 1
  • 1Münster

Fragestellung: Androgenetische Effekte vermitteln die klinischen Merkmale des PCOS, einer häufigen, heterogenen Erkrankung mit genetischem Hintergrund. Genetische Polymorphismen können den klinischen Phänotyp häufiger Erkrankungen modulieren. Bei Männern korreliert die Aktivität des Androgenrezeptors negativ mit der CAG-Repeat-Länge in Exon 1 des x-chromosomal gelegenen Gens. Bei Frauen mit PCOS ist die Rolle des CAG-Repeat-Polymorphismus nicht gut untersucht, die Ergebnisse sind zum Teil widersprüchlich. Die Studie untersucht die Verteilung der CAG-Repeat-Länge bei PCOS-Patientinnen im Vergleich zu gesunden Frauen.

Methodik: Die Patientinnen wurden nach Zykluslänge, endokrinen Parametern, klinischen Zeichen der Hyperandrogenämie und sonomorphologischen Kriterien des PCOS charakterisiert. Genomische DNA wurde aus peripheren Lymphozyten isoliert. Eine PCR erfolgte unter Verwendung der TaqMan-Technik. Die CAG-Länge wurde mithilfe einer PAGE in Kombination mit der Laser-Detektion eines IR-800 markierten forward primer bestimmt. Ein Vergleich der Gruppen erfolgte mittels T-Test, ein P<0.05 galt als statistisch signifikant.

Ergebnisse: 54 Patientinnen erfüllten die Kriterien des PCOS, 57 Patientinnen ohne PCOS dienten als Kontrollen. Die Analyse beider Allele des Androgenrezeptor-Gens bei allen Patientinnen ergab einen bi-allelischen Durchschnitt von 21,8 (16,0–28,5, SD±1,96). Im Vergleich beider Gruppen wiesen PCOS-Patientinnen einen bi-allelischen Durchschnitt von 21,3 CAG-Repeats auf, während Kontrollen einen Durchschnitt von 22,2 CAG-Repeats zeigten (P=0,017). Die Analyse des jeweils kürzeren CAG-Allels jedes Patienten zeigte keinen Unterschied zwischen den Gruppen. Wurde das jeweils längere CAG-Allel untersucht, wiesen PCOS-Patientinnen einen Durchschnitt von 22,5 CAG-Repeats und Kontrollen von 24,0 CAG-Repeats auf (P=0,001).

Schlussfolgerung: Unterschiede in der Anzahl der CAG-Repeats des Androgenrezeptor-Gens unterstützen die Hypothese, dass Androgenrezeptor-Polymorphismen den Phänotyp von PCOS-Patientinnen beeinflussen. Lange CAG-Repeats schützen möglicherweise vor einem PCOS-Phänotyp, während kurze CAG-Repeats einen PCOS-Phänotyp verstärken können. Diese Ergebnisse könnten dazu beitragen, das ausgesprochen heterogene Syndrom besser zu charakterisieren und Unterschiede in der androgenen Wirkung bei diesen Patientinnen zu erklären. Die X-Chromosom-Inaktivierung wird durch Methylierungs-Assays ermittelt, um das aktive Allel bei heterozygoten Patientinnen zu untersuchen.