Fragestellung: Androgenetische Effekte vermitteln die klinischen Merkmale des PCOS, einer häufigen,
heterogenen Erkrankung mit genetischem Hintergrund. Genetische Polymorphismen können
den klinischen Phänotyp häufiger Erkrankungen modulieren. Bei Männern korreliert die
Aktivität des Androgenrezeptors negativ mit der CAG-Repeat-Länge in Exon 1 des x-chromosomal
gelegenen Gens. Bei Frauen mit PCOS ist die Rolle des CAG-Repeat-Polymorphismus nicht
gut untersucht, die Ergebnisse sind zum Teil widersprüchlich. Die Studie untersucht
die Verteilung der CAG-Repeat-Länge bei PCOS-Patientinnen im Vergleich zu gesunden
Frauen.
Methodik: Die Patientinnen wurden nach Zykluslänge, endokrinen Parametern, klinischen Zeichen
der Hyperandrogenämie und sonomorphologischen Kriterien des PCOS charakterisiert.
Genomische DNA wurde aus peripheren Lymphozyten isoliert. Eine PCR erfolgte unter
Verwendung der TaqMan-Technik. Die CAG-Länge wurde mithilfe einer PAGE in Kombination
mit der Laser-Detektion eines IR-800 markierten forward primer bestimmt. Ein Vergleich
der Gruppen erfolgte mittels T-Test, ein P<0.05 galt als statistisch signifikant.
Ergebnisse: 54 Patientinnen erfüllten die Kriterien des PCOS, 57 Patientinnen ohne PCOS dienten
als Kontrollen. Die Analyse beider Allele des Androgenrezeptor-Gens bei allen Patientinnen
ergab einen bi-allelischen Durchschnitt von 21,8 (16,0–28,5, SD±1,96). Im Vergleich
beider Gruppen wiesen PCOS-Patientinnen einen bi-allelischen Durchschnitt von 21,3
CAG-Repeats auf, während Kontrollen einen Durchschnitt von 22,2 CAG-Repeats zeigten
(P=0,017). Die Analyse des jeweils kürzeren CAG-Allels jedes Patienten zeigte keinen
Unterschied zwischen den Gruppen. Wurde das jeweils längere CAG-Allel untersucht,
wiesen PCOS-Patientinnen einen Durchschnitt von 22,5 CAG-Repeats und Kontrollen von
24,0 CAG-Repeats auf (P=0,001).
Schlussfolgerung: Unterschiede in der Anzahl der CAG-Repeats des Androgenrezeptor-Gens unterstützen
die Hypothese, dass Androgenrezeptor-Polymorphismen den Phänotyp von PCOS-Patientinnen
beeinflussen. Lange CAG-Repeats schützen möglicherweise vor einem PCOS-Phänotyp, während
kurze CAG-Repeats einen PCOS-Phänotyp verstärken können. Diese Ergebnisse könnten
dazu beitragen, das ausgesprochen heterogene Syndrom besser zu charakterisieren und
Unterschiede in der androgenen Wirkung bei diesen Patientinnen zu erklären. Die X-Chromosom-Inaktivierung
wird durch Methylierungs-Assays ermittelt, um das aktive Allel bei heterozygoten Patientinnen
zu untersuchen.