Zentralbl Gynakol 2005; 127 - V28
DOI: 10.1055/s-2005-870693

Nicht-invasive uterine EMG-Messung zum Wehen-monitoring bei drohender Frühgeburt und Tokolyse

H Maul 1, G Gebauer 1, P Baier 1, N Fersis 1, C Sohn 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Heidelberg

Fragestellung: Elektrische Aktivität des Myometriums ist Voraussetzung für die Entstehung uteriner Kontraktionen. Die mittels Elektromyographie (EMG) gemessene elektrische Aktivität des Uterus nimmt während der Schwangerschaft kontinuierlich zu und erreicht maximale Werte während aktiver Wehentätigkeit unter der Geburt; sie kann bei Schwangeren nicht-invasiv von der Bauchdecke aus abgeleitet werden. Ziel dieser Studie war zu untersuchen, ob die uterine EMG-Messung zum Wehenmonitoring bei drohender Frühgeburt und Tokolyse eingesetzt werden kann.

Methode: Patientinnen: 15 Schwangere, die sich vor Termin (<35+0) mit V.a. vorzeitige Wehen im Kreisssaal vorstellten. EMG-Messung: Zwei Paare AgCl2 Elektroden wurden auf dem Unterbauch platziert, eine Referenzelektrode auf dem rechten Oberschenkel. Die EMG-Aufzeichnung erfolgte jeweils mindestens über etwa 30–45 Minuten mit einer Frequenz von 100Hz (Chart 4.0.3 Software, AD Instruments, Castle Hill, Australien). Messzeitpunkte: Unmittelbar vor und nach Einleitung einer tokolytischen Therapie. Untersuchte Parameter: Frequenzmuster, PDS Peak Frequenz sowie Energiegehalt.

Ergebnisse: Das EMG erlaubt eine zuverlässige Beurteilung der uterinen Aktivität auch bei vorzeitigen Wehen und Tokolyse. Bei der überwiegenden Zahl der Patientinnen kommt es nach Tokolyse zu einer Abnahme der uterinen elektrischen Aktivität. Bei zwei Patientinnen kam es klinisch wie im EMG zu einer Zunahme der Wehentätigkeit mit der Folge der Umsetzung bzw. Erweiterung der tokolytischen Therapie.

Schlussfolgerung: Die uterine EMG-Messung lässt die quantitative und qualitative Beurteilung uteriner Aktivität zu. Das uterine EMG ist das erste nicht-invasive Instrument zur objektiven Messung vorzeitiger Wehen, welches Informationen über die Qualität uteriner Kontraktionen liefert. Das uterine EMG dürfte als Instrument zur Evaluation neuer Ansätze zur Prävention, Diagnostik und Therapie vorzeitiger Wehen geeignet sein.