Zentralbl Gynakol 2005; 127 - V22
DOI: 10.1055/s-2005-870687

Der transobturatorielle Zugang bei der suburethralen Implantation spannungsfreier Bänder zur Therapie der weiblichen Stressharninkontinenz

S Möllmann 1, S Dodidou-Naim 1, R Mascus 1, A Dengler 1, G Hoffmann 1
  • 1Frauenklinik St. Josefs-Hospital, Wiesbaden

Fragestellung: Bei der operativen Behandlung der weiblichen Stressharninkontinenz gilt das TVT als retrosymphysär eingebrachtes Band mittlerweile als etabliertes Verfahren. Durch die Einführung transobturatoriell zu implantierender Bänder (z.B. MONARC) ergab sich bei gleicher Indikationsstellung ein alternatives Operationsverfahren zu den herkömmlichen retrosymphysär eingebrachten Bändern. Hierbei stellte sich die Frage, inwiefern der transobturatorielle Zugang Vorteile gegenüber dem etablierten TVT-Verfahren bieten kann. Ziel dieser retrospektiven Arbeit war es, erste Erfahrungen mit dieser Technik darzustellen und nach Effektivität und Komplikationsrate zu evaluieren.

Methode: Die in einem Zeitraum von 1/2003 bis 6/2004 operierten Patientinnen mit einem transobturatoriell eingebrachten Band (MONARC, n=132) wurden nach einem mittleren follow-up-Intervall von 6 Monaten unter standardisierten Untersuchungsbedingungen nachbeobachtet. Die Effektivität der Methode wurde beurteilt nach Beschwerdefreiheit, Beschwerdeverbesserung sowie Therapieversager. Es wurde zwischen intra- und postoperativen Komplikationen unterschieden. Letztere wurden nach revisionspflichtigen Hämatomen, Bandarrosionen, Blasenentleerungsstörungen und De-novo-Urgesymptomatik untersucht.

Ergebnisse: Unmittelbar intraoperativ kam es zu keinen Komplikationen. Nach 6 Monaten betrug die Heilungsrate 86%, in den verbleibenden Fällen konnte überwiegend eine Abschwächung des Inkontinenzgrades erzielt werden. Bei einer Patientin wurde ein nicht revisionspflichtiges Hämatom im Vulvabereich/Oberschenkel diagnostiziert. Die Anzahl der Patientinnen mit Restharnwerten >100ml und Notwendigkeit der Anlage eines suprapubischen Katheters lag bei <5%. In 5% der Fälle wurde eine Bandarrosion im Sulcus paraurethralis festgestellt, die operativ revidiert wurde. Eine De-novo-Urgesymptomatik war in 5% der Fälle zu beobachten, eine Banddurchtrennung wurde einmal erforderlich.

Schlussfolgerung: Bei vergleichbarer Effektivität besteht der Vorteil des transobturatoriellen Zugangs gegenüber dem herkömmlichen TVT-Verfahren in der leichteren Durchführbarkeit (nahezu kein Risiko der Blasenläsion, daher keine intraoperative Zystoskopie notwendig, kürzere Op-Dauer), fehlenden Hämatomen im Cavum Retzii sowie geringerem Nachweis einer De-novo-Urgesymptomatik. Diese Faktoren erklären sich am ehesten durch die anatomische Lage des retrosymphysären Bandes mit der Nähe zur Blasenhalsregion und dem Risiko der Überkorrektur beim TVT. Geplant sind prospektiv randomisierte Studien, die diese Beobachtungen sowie den Vergleich von Langzeiterfolgen evaluieren sollen.