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DOI: 10.1055/s-2005-869635
Morphologische Veränderungen der Dünndarmmukosa aus der Sicht der Kapselendoskopie bei Patienten mit Morbus Whipple
Einleitung: Beim Morbus Whipple handelt es sich um eine durch das Bakterium Tropheryma whippelii verursachte Systemerkrankung, die mittels Dünndarmbiopsie diagnostiziert wird. Über die Bedeutung der Kapselendoskopie bei Morbus Whipple wurde unseres Wissens bisher erst ein Fallbericht publiziert (1). Wir berichten über die kapselendoskopischen Veränderungen bei zwei Patienten mit Morbus Whipple.
Patienten: Bei beiden Patienten bestand eine typische gastrointestinale Symptomatik und die Diagnose Morbus Whipple wurde mittels Dünndarmbiopsie (PAS-positive Makrophagen in der Histologie, positive PCR auf Tropheryma whippelii) gesichert.
Kapselendoskopische Veränderungen: Bei Patientin 1 (55a) zeigten sich postbulbär beginnend eine deutliche Zottenatrophie sowie weißlich imponierende, gyrusartig bzw. retikulär angeordnete Veränderungen, die histologisch offensichtlich Lymphangiektasien entsprachen. An manchen Stellen fanden sich kleine flache Erosionen sowie Areale mit kompletter Zottenatrophie. Die beschriebenen Veränderungen waren in Duodenum und Jejunum am stärksten ausgeprägt und nahmen nach distal an Intensität ab. Im distalen Ileum zeigten sich lediglich vereinzelt punktförmige Lmphangiektasien. Das Befallsmuster war kontinuierlich und es war stets die gesamte Circumferenz betroffen.
Auch bei Patient 2 (54a) kamen postbulbär beginnend eine massive Zottenatrophie, weißlich imponierende, gyrusartig bzw. retikulär angeordnete Lymphangiektasien, flache Erosionen sowie Areale mit kompletter Zottenatrophie zur Ansicht. Zusätzlich zeigte sich im postbulbären Duodenum und im proximalen Jejunum eine pseudopolypöse Oberflächenstruktur der Mukosa. Im proximalen Dünndarm fand sich ein kontinuierliches, die gesamte Circumferenz betreffendes Befallsmuster. Die genannten Veränderungen nahmen nach distal an Intensität ab. Im distalen Dünndarm zeigte sich ein diskontinuierlicher Befall wobei teilweise nur ein Teil der Circumferenz betroffen war.
Schlussfolgerungen: Zottenatrophie, gyrusartig angeordnete Lymphangiektasien, pseudopolypöses Schleimhautrelief, kleine flache Erosionen sowie Areale mit kompletter Zottenatrophie stellen aus Sicht der Kapselendoskopie die morphologischen Charakteristika der Dünndarmmukosa bei Morbus Whipple dar. Die beschriebenen Veränderungen sind in Duodenum und proximalem Jejunum am stärksten ausgeprägt und nehmen nach distal an Intensität ab. Die Dünndarmmukosa muss jedoch nicht kontinuierlich befallen sein, sondern auch diskontinuierliche Befallsmuster sowie Veränderungen, die lokal nur einen Teil der Circumferenz betreffen, sind möglich.
Literatur: (1) Fritscher-Ravens A et al. Refractory Whipple's disease with anaemia: First lessons from capsule endoscopy. Endoscopy 2004; 36(7): 659–662.