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DOI: 10.1055/s-2005-869634
Akute Hepatitis B-Infektion unter Kombinationstherapie mit (PEG-)Interferon-alpha und Ribavirin bei Patienten mit chronischer Hepatitis C
Einleitung: Die Kombination von pegyliertem Interferon-alpha (IFN-alpha) und Ribavirin ist derzeit die Therapie der Wahl bei Patienten mit chronischer Hepatitis C. Studien an Patienten mit chronischer Hepatitis B haben gezeigt, dass IFN alpha bei 25–36% zu einer dauerhaften Reduktion der Virusreplikation führt. Wir berichten über zwei Patienten, bei denen trotz antiviraler Therapie mit IFN-alpha in Kombination mit Ribavirin eine akute Hepatitis B Virus-Infektion beobachtet wurde.
Patienten: Beide Patienten in diesem Fallbericht wurden im Rahmen von klinischen Studien therapiert. Andere Lebererkrankungen, insbesondere eine akute, chronische oder abgelaufene Hepatitis B-Infektion sowie eine HIV-Infektion wurde vor Behandlungsbeginn ausgeschlossen.
Patient 1 (18 Jahre alt, männlich, HCV-Genotyp 1b, 69kg, 175cm, St.p. IVD) entwickelte 28 Wochen nach Beginn einer Therapie mit IFN alpha-2b und Ribavirin einen Ikterus (Bilirubin 6,0mg/dl, GOT 955 U/l, GPT 735 U/l). Serologisch wurde eine akute Hepatitis B diagnostiziert (HBs-AG pos., HBe-AG pos., HBV-DNA pos., HBc-IgM-AK pos.). Unter Weiterführung der antiviralen Therapie kam es innerhalb von 10 Wochen zu einer Normalisierung der Leberwerte sowie zu einer Elimination von HBs-AG und HBV-DNA aus dem Serum. Die HCV-RNA blieb während der gesamten Therapiephase und des follow-up negativ.
Patient 2 (19 Jahre, männlich, HCV-Genotyp 1b, Fibrosestadium 2, 70kg, 177cm, St.p. IVD) zeigte 40 Wochen nach Beginn einer Therapie mit PegIFN alpha-2a und Ribavirin einen neuerlichen Anstieg der Transaminasen. Im Rahmen der ätiologischen Abklärung wurde serologisch sowohl eine akute Hepatitis B Virus-Infektion (HBs-AG pos., HBe-AG pos., HBV-DNA pos., HBc-IgM-Ak pos.) als auch eine neuaufgetretene HIV-Infektion (HIV ELISA pos., HIV-Western-blot pos.) festgestellt. Die antivirale Therapie wurde nach insgesamt 64 Wochen abgebrochen (HCV-PCR negativ) und eine antiretrovirale Kombinationstherapie eingeleitet.
Diskussion: Der Zeitpunkt des Auftretens der akuten Hepatitis B-Infektion (28 bzw. 40 Wochen nach Beginn der antiviralen Therapie) lässt mit hoher Wahrscheinlichkeit vermuten, dass die Infektion erst in der Therapiephase stattgefunden hat.
Schlussfolgerung: Unsere Fallberichte zeigen, dass eine antivirale Therapie mit (PEG-) IFN-alpha in Kombination mit Ribavirin weder eine akute Infektion mit dem Hepatitis B Virus noch die Chronifizierung einer solchen Infektion bei Patienten mit chronischer Hepatitis C verhindern kann.