Z Gastroenterol 2005; 43 - V3
DOI: 10.1055/s-2005-869603

Schwangerschaft und Thiopurin-Therapie bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED)

C Dejaco 1, S Angelberger 1, T Waldhoer 2, W Miehsler 1, H Wenzl 3, T Haas 4, P Knoflach 5, H Vogelsang 1, W Reinisch 1
  • 1Klinik Innere Medizin IV, Medizinische Universität Wien
  • 2Institut für Epidemiologie, Medizinische Universität Wien
  • 3Klinik Innere Medizin, Medizinische Universität Graz
  • 4Paracelsus Universität Salzburg
  • 5KH Barmherzige Schwestern, Wels

Einleitung: Der Einsatz von Thiopurinen während der Schwangerscheft wird nach wie vor kontroversiell beurteilt aufgrund der Furcht vor einem erhöhtem Missbildungsrisiko, perinataler Mortalität und einer erhöhten Frühgeburtenrate. Diese prospektive Studie untersucht die Sicherheit einer Thiopurintherapie bei CED während der Schwangerschaft.

Methodik: Dreiunddreissig Schwangerschaften von 25 Patientinnen, die aufgrund ihrer CED eine Therapie mit Azathioprin (AZA), 6-Mercaptopurin (6-MP) oder Thioguanin fortführten, wurden hinsichtlich folgender Parameter betreffend den Schwangerschaftsverlauf (Häufigkeit von Aborten, Tot- und Frühgeburten) und betreffend den GeburtsOutcome (Auftreten von Missbildungen, perinatalen Infektionen und Körpergewicht) untersucht. Als Kontrollkollektiv wurden 35 Schwangerschaften von 28 Patientinnen mit CED, aber ohne immunsuppressive Therapie, und 310323 Schwangerschaften der Allgemeinpopulation des Österreichischen Geburtenregisters (2000–2003) herangezogen.

Ergebnisse: Schwangere CED-Patientinnen mit vs. ohne Thiopurin-Therapie waren vergleichbar bezüglich Alter der Mutter (Median 28 vs. 29 Jahren), BMI (24 vs. 21), Nikotin Konsum (9 vs. 11 Pat.) Erkrankungsdauer (7 vs. 6a) und Begleitmedikation (Prednisolon und/oder 5-Aminosalicylate). Einundzwanzig Frauen wurden mit AZA (mediane Dosis 125, 50–250mg/d), 3 mit 6-MP (50mg/d) und eine mit Thioguanin (40mg/d) behandelt. Schwangerschafts-und Geburts-Outcome beider Gruppen sind in der Tabelle dargestellt.

Therapie (Thiopurine)

mit (n=33)

ohne (n=35)

p

Aborte

7 (21%)

8 (23%)

0.8

Totgeburten

0

0

-

Frühgeburten (<37 weeks)

3 (9%)

5 (14%)

0.5

Untergewicht (<2500g)

1 (3%)

4 (11%)

0.2

Missbildungen

0

1 (3%)

0.3

Perinatale Infektionen

1 (3%)

1 (3%)

0.6

Verglichen mit dem Geburtenregister fand sich eine kürzere Schwangerschaftsdauer bei Patientinnen mit Thiopurineinnahme (39.5 vs. 38.6 SSW, p=0.03), jedoch kein Unterschied bezüglich Geburtsgewicht. Die Missbildungs- und Totgeburtenrate bei CED-Patientinnen unterschied sich nicht von der in der Normalbevölkerung mit je 0.4%.

Diskussion: Diese erste prospektive Studie ergibt keinen Hinweis für ein erhöhtes Schwangerschafts-oder Missbildungsrisiko unter Thiopurintherapie während der Schwangerschaft bei CED.