Zeitschrift für Phytotherapie 2005; 26(2): 61-65
DOI: 10.1055/s-2005-869512
Forschung

Altägyptische Heilpflanzen - eine Perspektive für die moderne Phytotherapie?

Tanja Pommerening
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Publication Date:
24 June 2005 (online)

Zusammenfassung

Altägyptische Heilpflanzen sind bildlich in Tempeln, Gräbern und Palästen, archäobotanisch in Form von Grabbeigaben und namentlich in teils über 4000 Jahre alten Rezepttexten überliefert. Dieses Quellenmaterial, das zahlreiche Pflanzen enthält, die phytochemisch und pharmakologisch noch nicht ausreichend untersucht sind, kann fachägyptologisch fundiert zusammengestellt werden. Das pharmakologische Potenzial der altägyptischen Heilpflanzen lässt sich aufgrund der nicht immer vollständig zu verstehenden Texte bislang nur anhand einzelner Beispiele demonstrieren, die jedoch ein hohes empirisches Wissen um die Heilkraft und Toxizität der Pflanzen bestätigen. Insbesondere die Rezepttexte sollten daher mehr in den Fokus der interdisziplinären Forschung rücken.

Summary

Ancient Egyptian herbal remedies: Perspective for modern phytotherapy?

The ancient Egyptian healers made extensive use of herbs and other plants, known today from wall paintings in temples, tombs and palaces, from archaeological findings such as offerings, and from records in medical texts, some of them more than 4000 years old. All these sources show a large number of plants which so far have not been sufficiently examined regarding their phytochemical and pharmacological qualities. First the material has to be rearranged by Egyptologists.

Till now, the pharmacological potential of medicinal plants from Ancient Egypt and of the remedies’ compositions indicated in the formulae can only be demonstrated by separate examples, because the texts are often not fully understandable. However, the examples reveal a high standard of empirical knowledge concerning the healing power and toxic qualities of the plants. Therefore, researchers should focus most attentively on these formulae.

Literatur / anmerkungen

  • 1 Ägyptische Ärzte und Ägyptische Medizin am hethitischen Königshof. Neue Funde von Keilschriftbriefen Ramses II. aus Bogazköy. Opladen; Westdeutscher Verlag 1976: 31-51
  • 2 Homer. Odyssee IV. 229-232 in der Übersetzung von Hampe R Stuttgart; Reclam 1979 Vgl. auch die Passage über die ägyptischen Ärzte in Herodot II, 84
  • 3 http://www.schwarzkuemmel.info/info1.htm 25.06.2004 vgl. auch http://www.naturaline-nature.ch/natura_line/descript 25.06.2004 http://www.aegypt-schwarzkuemmel.de 25.06.2004
  • 4 Vartavan C. Codex of Ancient Egyptian Plant Remains. London; Triade Exploration 1998
  • 5 Graichen G. Die Apotheke der Pharaonen.  In: horizonte. Das moderne Magazin für Reportage und Wissen  1 2004;  134-145
  • 6 Siehe beispielsweise Westendorf W. Handbuch der altägyptischen Medizin. Leiden Boston; Köln; Brill 1999: 536-546
  • 1 Stephan J. Ordnungssysteme in der altägyptischen Medizin und ihre Überlieferung in den europäischen Kulturkreis. Diss. phil. Hamburg; 2000
  • 2 Reymond E AE. A Medical Book from Crocodilopolis. P. Vindob. D. 6257 Wien; Brüder Hollinek 1976: 60-62
  • 7 Papyrus Berlin 199(übersetzt in Westendorf W: wie Anm. 6; 1999: 436f.)
  • 1 Paullini F. Neuvermehrte heylsame Dreck-Apotheke. Frankfurt; Knochen 1734
  • 8 Pommerening T. Altägyptische Rezepturen metrologisch neu interpretiert. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 26 2003: 1-16
  • 1 Pommerening T. Die altägyptischen Hohlmaße. Studien zur Altägyptischen Kultur 10 Hamburg; Buske, im Druck 2005
  • 9 Zum Granatapfelbaum in Ägypten siehe Keimer L. Die Gartenpflanzen im Alten Ägypten. Hildesheim; Olms 1967 47-51 151f. [reprografischer Nachdruck der Ausgabe Berlin 1924];
  • 1 Germer R. Die Heilpflanzen der Ägypter. Düsseldorf; Zürich; Artemis & Winkler 2002: 37-39
  • 10 Zu den Inschriften und Darstellungen sowie einer Interpretation des Dargestellten siehe Beaux N. Le cabinet de curiosités de Thoutmosis III. Orientalia Lovaniensia Analecta 36 Leuven; Peeters 1990
  • 11 Westendorf W. Anm. 6 1999;  4-79
  • 12 Westendorf W. Anm. 6 1999;  679
  • 13 Siehe hierzu auch Nunn J F. Ancient Egyptian Medicine. London; British Museum Press 1997: 153-156 und
  • 1 Germer R. wie Anm 9 2002: 138-143
  • 14 Zitiert nach : Westendorf W. wie Anm 6 1999: 673
  • 1 mit Bemessung nach Pommerening T. wie Anm 8
  • 15 Salfer Dorothee. Diese Rezeptur wurde von Frau Apothekerin Dorothee Salfer nachgekocht und im Selbstversuch getestet - mit durchschlagendem Erfolg.
  • 16 Selbst heute ist man sich bei der Dosierung von Phytopharmaka wissenschaftlich uneinig, da nach so genannten »Außenseitertherapiekonzepten« auch niedrig dosierte sowie homöopathisch potenzierte Pharmaka Wirkungen besitzen sollen; hierzu Wagner H, Wiesenauer M. Phytotherapie. Phytopharmaka und pflanzliche Homöopathika Stuttgart; Jena; New York; G. Fischer 1995: 14-18
  • 1 Wenn im vorliegenden Aufsatz Dosierungen diskutiert werden, dann stets unter den Gesichtspunkten und Argumentationen der >schulmedizinischen<, d.h. allopathischen Pharmakotherapie. Zur Dosis-Wirkungs-Beziehung und zum »Konsens der wissenschaftlichen Gemeinschaft« siehe Hänsel R, Hölzl J Lehrbuch der pharmazeutischen Biologie Berlin; etc.: Springer 1996: 499
  • 17 Dies gilt beispielsweise auch für Weihrauch und Kresse (?), die sich aber wegen der unsicheren Spezifikation zu Demonstrationszwecken weniger gut anbieten. Zu einer mit den folgenden Ausführungen vergleichbaren Diskussion über die Dosierung der Feige siehe Pommerening T. Überlegungen zur Beurteilung der Wirksamkeit altägyptischer Arzneimittel aus heutiger Sicht. Fischer-Elfert, H-W, Zibelius-Chen K In: Von reichlich ägyptischem Verstande. Festschrift für Waltraud Guglielmi (Philippika VIII) im Druck
  • 18 Papyrus Berlin 48-48, 120-120, 136-136, 162-162, 204
  • 1 Papyrus Brooklyn § 75a
  • 2 Papyrus Ebers 5-5, 83-83, 89-89, 97-97, 232-232, 284-284, 297-297, 300-300, 321-321, 327-327, 334-334, 631-631, 632-632, 833
  • 3 Papyrus Hearst 28-28, 43-43, 55-55, 70
  • 4 Papyrus Rubensohn 17-19
  • 19 Siehe Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis Franz von Bruchhausen 5 4 Drogen A-D. Berlin; etc. Springer 1992: 1079-1084
  • 20 Sayyah M. Iran Biomed J. 2002;  6 (4) 141-145
  • 21 Siehe hierzu die Übersicht bei Germer R. Untersuchungen zu den Arzneipflanzen im Alten Ägypten. Diss. phil. Hamburg; 1979: 103-105
  • 22 Anm. 19 1998;  1083
  • 23 Wie Anm 19 1998: 1081 Demnach würde der Genuss von 125 ccm reinem Öl (die aus etwa 2500 ccm Früchten zu gewinnen wären), könnte man die Ergebnisse uneingeschränkt auf den Menschen übertragen, bei einer 50-kg-Person zum Tode führen.
  • 24 Papyrus Brooklyn § 43a

Dr. des. Tanja Pommerening

Institut für Geschichte der Pharmazie

Philipps-Universität Marburg

Roter Graben 10

35032 Marburg

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