Rofo 2005; 177 - PO_163
DOI: 10.1055/s-2005-868271

Kontrastmittelextravasat nach Koronarangiographie täuscht eine Subarachnoidalblutung vor

KE Engellandt 1, SH Haupt 1, M Laniado 1
  • 1Institut und Poliklinik für Radiologische Diagnostik der TU Dresden, Dresden

Ziele: Darstellung eines instruktiven Falles mit einer seltenen Kontrastmittelkomplikation, die im Anschluss an eine Koronarangiographie aufgetreten war und eine transiente neurologische Symptomatik und CT-morphologisch das Bild einer Subarachnoidalblutung (SAB) zur Folge hatte. Methode: Ein 74 Jahre alter Patient mit vorbestehender Niereninsuffizienz erhielt im Rahmen einer Koronarangiographie insgesamt ca. 500ml Kontrastmittel (KM). Im Anschluss an die Untersuchung kam es zu einem kompletten Visusverlust beidseits, Desorientiertheit und motorischer Unruhe. Unter dem Verdacht einer zerebralen Embolie erhielt der Patient eine antikoagulative Medikation. Ergebnis: In der CCT bestanden ein frontotemporal betontes Hirnödem beidseits sowie eine kortikale Dichteanhebung im hinteren Stromgebiet. Der Liquor in den basalen Zisternen sowie intraventrikulär war ebenfalls dichteangehoben. Es wurde die Diagnose einer Subarachnoidalblutung gestellt. Die Liquoruntersuchung wies keine nennenswerten Blutmengen auf. In der Kontroll-CCT zwei Tage später hatte die Dichte des Liquors und des Hirnparenchyms deutlich abgenommen. Die neurologischen Störungen bildeten sich vollständig zurück. Schlussfolgerung: Komplikationen mit modernen KM sind insgesamt selten. KM können unter physiologischen Bedingungen weder die Blut-Hirn-Schranke noch die Blut-Liquor-Schranke überwinden. Als seltene KM-Komplikation kann es zu reversiblen osmotischen Blut-Hirn- und Blut-Liquor-Schrankenstörungen mit Übertritt in das Hirnparenchym und in den Liquorraum kommen. Dies kann zu einer neurotoxischen Schädigung führen. Sowohl die Blut-Hirn-Schrankenstörung (BHS) als auch die neurologischen Störungen sind vollständig reversibel. Klinisch und radiologisch bestehen Parallelen zum posterioren reversiblen Enzephalopathiesyndrom (PRES). Eine KM-induzierte BHS kann CT-morphologisch das Bild einer SAB nachahmen bzw. diese maskieren. Deshalb sollte eine SAB durch eine Liquorpunktion oder durch eine MRT ausgeschlossen werden.

Korrespondierender Autor: Engellandt KE

Institut und Poliklinik für Radiologische Diagnostik der TU Dresden, Fetscherstr. 74, 01307, Dresden

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