Rofo 2005; 177 - RK_310_1
DOI: 10.1055/s-2005-867357

(Röntgen-) Anatomie der Nieren und ableitenden Harnwege

G Krupski-Berdien 1
  • 1Radiologisches Zentrum, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik u. Poliklinik f. Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Hamburg

1. Die Nieren: umgeben vom perirenalen Fettgewebe werden die Nieren von der Faszia garota,dem dorsalen Peritonealblatt, der Fascia transversalis und der Zuckerkandl-Faszie eingeschieden. Die Größe beträgt 4 (3–5) * 7 (5–7) * 11 (10–12)cm etwa auf Höhe BWK 11-LWK3, rechts tiefer als links. Die Nieren sind relativ beweglich (Atemexkursion bis zu 10cm, Liege-Stehen bis 5cm kraniocaudal). Man unterscheidet Kortex und Medulla sowie Kelche und Nierenbecken. Zapfenartig reichen kortikale Anteile bis zum Becken zwischen den Kelchgruppen (Bertini-Säulen). Die Kelche weisen schrf begrenze zipflige Ausziehungen auf. Um die Beckenanteile winden sich die arteriellen und venösen Gefäße des Nierenstieles in die Peripherie. Varianten:

a. Arterielle Mehrfachversorgungen in 30% unilateral und 12% bilateral.

b. Nierenvenen (retroaortale Kreuzung) im Kontext mit Varianten der Vena cava inferior

c. Vergrößerte Bertini-Säulen

d. Pelvine/parapelvine Zysten

e. Persistierende Renkulierung

f. Verschmelzungsdefekte

g. Fehlanlagen

2. Die Ureteren: laufen vom Nierenbecken aus auf dem M. psoas nach kaudal, lateral begleitet von den gonadalen Gefäßen. Charakteristisch sind 3 Engen: am Abgang aus dem Nierenbecken, bei der Kreuzung mit den Beckengefäßen und am Ostium. Bei den KM-dynamischen Untersuchungen sind peristalitsche Wellen erkennbar.

Varianten:

a. Duplikatur (Duplex) und partielle Duplikatur (Fissus)

c. Aberierendes/akzessorisches Vas, retrocavaler Verlauf

d. Fehlinsertion

3. Die Blase: liegt im kleinen Becken restrosymphysär und weist eine Pars libera mit alleinigem Peritonealüberzug auf sowie einen von Fettgewebe caudal der peritonealen Umschlagsfalte Anteil auf. Dorsal Einmündung der Ureteren, nach kaudal Übergang in die Harnröhre im Übertritt durch den Beckenboden (glattmuskulärer Sphincter vesikalis).

Varianten:

a. Paraurterterale Divertikel

b. Ureter-Fehleinmündung

c. Persistierender Urachus-Gang

Lernziele:

1. Darstellung der Anatomie der Niere, Ureteren und Blase

2. Welche relevanten anatomischen Varianten gibt es?

3. Beispielhafte Darstellung der Normalbefunde in der Projektionsradiographie, KM-unterstützten Radiographie, Sonographie, CT, MRT und Angiographie

4. Erkennen von Varianten der Anatomie der Organsysteme; welche Beduetung haben sie in der Differenzialdiagnostik?

Korrespondierender Autor: Krupski-Berdien G

Radiologisches Zentrum, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik u. Poliklinik f. Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Martinistr. 52, 20246, Hamburg

E-Mail: krupski@uke.uni-hamburg.de