Die zerebrale venöse Drainage wird häufig vernachlässigt, obwohl Venen- und Sinusthrombosen
zu lebensbedrohlichen Stauungen und Blutungen führen können. Wie bei den arteriellen
Gefäßterritorien sind Venen für die Drainage definierter Hirnareale verantwortlich,
so dass die Kenntnis der normalen Anatomie für die Diagnose von großer Bedeutung ist.
Im venösen Schenkel existieren allerdings deutlich mehr Anomalien als bei den Arterien.
Eine sichere Diagnostik erfordert den eindeutigen Nachweis des Thrombus in den zerebralen
Venen bzw. den duralen Sinus. Die gerätetechnische Entwicklung hat die Diagnostik
der zerebralen venösen Gefäßverschlüsse grundlegend verändert. Während die intraarterielle
digitale Subtraktionsangiographie (ia-DSA) bis vor wenigen Jahren noch als die einzige
Nachweismethode galt, haben inzwischen die CT-Venographie (CTV) und die MR-Venographie
(MRV) die DSA weitgehend abgelöst. Eine eindeutige Indikation zur DSA besteht – letztendlich
auch wegen deren Komplikationsrate von 0,5–1% – heute nur noch bei nicht eindeutigen
bzw. diskrepanten Befunden der Schnittbildverfahren und der neurologischen Klinik.
Sowohl die MRV als auch die CTV liefern gute Ergebnisse, wobei keine größeren Studien
vorliegen, die die beiden Methoden im Nachweis einer Sinusthrombose vergleichen. Dementsprechend
hängt die Auswahl des Verfahrens mehr von der Expertise des Untersuchers und der technischen
Ausstattung ab. Dabei hat die MRV zweifelsfrei den Vorteil der Kombination mit der
MRT des Gehirns. Ihre Nachteile sind die allgemeinen Kontraindikationen wie Herzschrittmacher,
höhere Kosten und insbesondere die meist längeren Untersuchungszeiten, die gerade
bei unruhigen Patienten mit venösen Stauungen oder Blutungen die Abklärung oft unmöglich
machen. In dem Workshop werden die Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren mit
ihren jeweiligen Fallstrecken diskutiert.
Lernziele:
· Normale Anatomie und wichtigste Normvarianten der venösen Drainage des Gehirns
· Anomalien (z.B. „venöses Angiom“) und Pathologien (z.B. Meningeome, z.B. durale
Fisteln) mit Einfluss auf die venöse Drainage
· Technik und Stellenwert moderner Schnittbildverfahren (CTV und MRV) in der Diagnostik
zerebraler Venen- und duraler Sinusthrombosen
· Aktuelle Bedeutung der digitalen Subtraktionsangiographie (ia DSA)
· Erkennen der thrombosierten Gefäßterritorien anhand von Bildbeispielen verschiedener
Stauungen und Stauungsblutungen.
· Diskussion der heute möglichen Therapieansätze
Korrespondierender Autor: Zanella F
Universitätsklinik Frankfurt a. M., Institut für neuroradiologie, Schleusenweg 7–10,
60528, Frankfurt
E-Mail: zanella@em.uni-frankfurt.de