Pneumologie 2005; 59 - 34
DOI: 10.1055/s-2005-867181

Eine neue therapeutische Strategie zur Behandlung der oberen Atemwegsobstruktion im Schlaf: Insufflation von Luft durch eine Nasenkanüle

RA Stoohs 1, H Schneider 2
  • 1Zentrum für Schlafmedizin & Schlafstörungen GbR, Dortmund, Germany
  • 2Division of Pulmonary Medicine Johns Hopkins Hospital, Baltimore MD, U.S.A.

Einleitung: Schnarchen und die obstruktive Schlafapnoe repräsentieren unterschiedliche Schweregrade einer oberen Atemwegsobstruktion im Schlaf. Wir haben untersucht, ob sich die inspiratorische Flusslimitation (IFL) durch transnasale Insufflation (TNI) von Luft mit einer Nasenkanüle geringen Duchmessers verringern lässt. Fünf Probanden (BMI 25,6±2,6kg/m2, Alter 30,8±8,8 Jahre) mit milden schlafbezogenen Atmungsstörungen (NREM AHI 8.7±6.9, REM AHI 9.1±2.6) wurden untersucht. Unsere Hypothese lautete, dass TNI (1) milde UAO beseitigen wird, und dass es (2) die Ventilation im Schlaf stabilisieren wird. Methoden: Komprimierte, angewärmte und befeuchtete Luft (29–31°C, rel. Luftfeuchtigkeit 90%) wurde über eine modifizierte Nasenkanüle (Innendurchmesser 4mm, Aussendurchmesser 5mm) mit einer Flussrate von 10 und 20 l/min intermittierend während Schlafphasen mit IFL appliziert. Der maximale inspiratorische Luftfluss, das Tidalvolumen, die supraglotischen respiratorischen Druckschwankungen und der end-exspiratorische supraglottische Druck wurden gemessen und die Baseline-Werte mit Werten bei Applikation von TNI (beide Flussraten) verglichen. Ergebnisse: TNI stabilisierte die Atmung bei allen Probanden. IFL konnten bei einer Flussrate von 10 l/min bei einem Probanden und bei einer Flussrate von 20 l/min bei vier Probanden beseitigt werden. Die Atmung bei 20 l/min ging mit einem Anstieg des end-exspiratorischen supraglottischen Drucks auf 1,8±0,7cm H20 (p=0,02) sowie mit einem Abfall der supraglotische Druckschwankungen von 11,0±3,8 auf 5,5±2,6cm H20 (p=0.01) einher. Das Tidalvolumen stieg von 447,3±209,0 auf 557,3±141,1ml/s (p=0.18), der maximale inspiratorische Fluss stieg von 293,8±139,4 auf 393,1±152,1l/s (p=0,7) und das Minutenvolumen stieg von 5,6±3,9 auf 7,2±1,8 l/min (p=0,34). Schlussfolgerung: TNI führt zu einer signifikanten Verbesserung der Dynamik der oberen Atemwege und des Atemmusters im Schlaf. Diese Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass TNI eine effektive und komfortable Therapie für milde obere Atemwegsobstruktionen (Schnarchen, „upper airway resistance syndrome“ und obstruktive Hypopnoe) sein könnte.