NOTARZT 2005; 21(5): 169-171
DOI: 10.1055/s-2005-866955
Fortbildung
Der toxikologische Notfall
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tea Time

T.  Moeser1 , F.  Martens2
  • 1Malteser Rettungsdienst, Nürtingen
  • 2Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow Klinikum, Klinik für Nephrologie und internistische Intensivmedizin (Direktor: Prof. Dr. Ulrich Frei), Berlin
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Publication Date:
06 October 2005 (online)

Fall 1

Die Notärztin wird unter dem Stichwort „Plötzliche Bewusstlosigkeit” in die 11. Etage eines Plattenbaus alarmiert. In der dortigen Wohnung steht eine fassungslose Mutter und berichtet, dass sie nach Rückkehr von der Arbeit ihren 14-jährigen Sohn und dessen Freund im Jugendzimmer völlig verwirrt auf dem Boden liegend vorgefunden habe. Alkohol gäbe es in ihrem Haushalt jedoch nicht. Zuletzt hatte sie ihren Sohn morgens vor der Schule kurz gesehen - zu diesem Zeitpunkt sei er völlig unauffällig gewesen.

Die RTW-Besatzung hatte währenddessen bei beiden jugendlichen Patienten die Vitalfunktionen untersucht und berichtete über fiebrige, tachykarde Jugendliche, die zwar auf Schmerzreiz reagierten, jedoch sofort wieder einschliefen.

Die Untersuchung durch die Notärztin bestätigte diese Befunde. Eine Nackensteifigkeit lag nicht vor, Reflexe ließen sich seitengleich auslösen. Die Pupillen beider Patienten waren weit und zeigten kaum Lichtreaktion. Nach Legen periphervenöser Zugänge und Anlegen einer Infusion wurden beide Patienten unter dem Verdacht einer Intoxikation in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht.

Dort erhielten beide Patienten wegen der im Vordergrund stehenden anticholinergen Symptomatik jeweils Physostigmin, worunter sie zeitweilig so aufklarten, dass sie die Einnahme eines Aufgusses aus Fliegenpilzhaut berichten konnten. Zwei Tage später konnten beide Jugendliche wieder von ihren Eltern abgeholt werden.

Literatur

  • 1 Watson K D, Wexler P, Everitt J. Highlights in the History of Toxicology. In: Information Resources in Toxicology, 3. Aufl. San Diego, Ca; Academic Press 2000
  • 2 Rätsch C, Müller-Ebeling C. Lexikon der Liebesmittel. Aarau, Schweiz; AT Verlag 2003
  • 3 Lewin L. Gifte und Vergiftungen. Ulm; Karl F. Haug Verlag 1962 5. unveränderte Auflage: 806

Priv.-Doz. Dr. Frank Martens

Charité - Universitätsmedizin Berlin · Campus Virchow Klinikum · Klinik für Nephrologie und internistische Intensivmedizin

Augustenburger Platz 1

13353 Berlin

Email: frank.martens@charite.de

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