Zusammenfassung
Fragestellung: Ziel der Studie ist zu erkunden, inwieweit das Laienpublikum mit einer bipolaren
Störung eine psychische Erkrankung assoziiert. Methode: Im Januar 2005 wurde bei einer Zufallsstichprobe der deutschen Allgemeinbevölkerung
(n = 1006) eine Telefonumfrage durchgeführt. Den Befragten wurden vier verschiedene
Erklärungen für eine bipolare Störung angeboten unter denen sie eine auswählen sollten.
Ergebnisse: Mit Abstand am häufigsten, von 61 % der Befragten, wurde unter einer bipolaren Störung
die Eisschmelze am Nord- und Südpol verstanden. Nur 4,6 % brachten den Begriff mit
einer psychischen Erkrankung in Zusammenhang. Diskussion: Es stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist für eine psychische Störung eine diagnostische
Bezeichnung zu wählen, die das Laienpublikum an vieles andere aber nicht an eine psychische
Erkrankung denken lässt. Da aber eine Rücknahme des Begriffs der bipolaren Störung
nicht infrage kommt, erscheint es notwendig, sich vermehrt um dessen Propagierung
im Laienpublikum zu bemühen.
Abstract
Aim: To explore to what extent the lay public knows that the term bipolar disorder denotes
a mental disorder. Method: In January 2005, a telephone survey was conducted among a random sample of the German
population (n = 1006). Out of four options given, respondents were asked to select
the one they considered to be the correct explanation of what is meant by bipolar
disorder. Results: Most of the respondents (61 %) believed that bipolar disorder is just another term
for the melting of the polar ice caps, only 4.6 % associated it with mental illness.
Discussion: The question arises as to whether it makes sense to use a diagnosis which the lay
public associates with everything but a mental illness. Since it is impossible to
erase the term bipolar disorder from the psychiatric terminology, it seems necessary
to increasingly propagate this term among the lay public.
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Prof. Dr. Matthias C. Angermeyer
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie · Universität Leipzig
Johannisallee 20
04317 Leipzig
Email: krausem@medizin.uni-leipzig.de